Karl Zellhofer, Martin Zellhofer
WIEN UND SEINE BAHNEN
Von den 1970er-Jahren bis heute
144 Seiten, Edition Winkler-Hermaden, 2025
Nostalgie, Nostalgie…
Man hätte noch bis zur Pferdetramway zurückgehen können… aber ein Buch, das sich mit Straßenbahn, Stadtbahn, U-Bahn, die „Badner“, überhaupt Bahn (als die Dampfloks noch Rauch und Geräusche von sich gaben) befasst, hat auf jeden Fall seinen Reiz. Vor allem für ältere Leser und Betrachter, die im Lauf ihres Lebens in Wien als Straßenbahn-Benützer so viele veränderte Modelle kennen lernten… (Übrigens, die besonders hässlichen Sechziger, mit denen man seit einiger Zeit zwangsbeglückt wird, sind nicht dabei.)
Karl Zellhofer, pensionierter Schulrat, und Martin Zellhofer, nach dem Studium der Geschichte und Publizistik in der Buchbranche tätig, begeben sich hier tief in die Verkehrsgeschichte Wiens. Sie haben die 1970er Jahre als Ausgangspunkt genommen, als der Autoverkehr, den man heute wieder gewaltsam zurückdrängen will, expandierte. Damals hat man dem Rechnung getragen und die „öffentlichen“ Bahnen umstrukturiert..
Was früher die Stadtbahnen waren (teils noch die großartige Otto-Wagner-Konstruktionen, die es glücklicherweise immer noch gibt) wurde für die U-Bahnen (die erste Teilstrecke wurde 1976 eröffnet) teils unter die Erde verlegt. Ganz selten sieht man heute noch eine der uralten „silbernen Garnituren“ von damals im Betrieb. Die gute alte Stadtbahn musste weichen. Und die Bahnen, die aus Wien hinausführen – es ist auch eine Geschichte der Bahnhöfe, der Strecken, der Menschen, die hier gearbeitet haben und noch immer arbeiten.
Und die Wiener Straßenbahnen, früher liebevoll „Bim“ genannt während heute pauschal alle Beförderungsmittel jenseits des Autos als „Öffis“ bezeichnet werden, diese Wiener Straßenbahnen, an sich immer in Rot gehalten, haben sich unaufhörlich verändert, einen anderen Zeitgeschmack reflektiert. Wer erinnert sich noch an die Schaffner („Alles einsteigen!“), die sich durch die Fahrgäste drängten? Und die aus ihren „Bauchläden“ die kleinen Fahrscheine herausdrehten?
Die Autoren verfügen über ein reiches Bildarchiv, das den Betrachter in nostalgische Erinnerungen lockt – manches hat man fast vergessen, erkennt es aber dennoch gleich wieder… So ändern sich die Zeiten. Die Menschen. Und die Bahnen. Hier wird Stadtgeschichte in Bewegung erzählt und gezeigt.
Renate Wagner