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WIEN / Theatermuseum: STAGING HOFMANNSTHAL

01.02.2024 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Theatermuseum: 
STAGING HOFMANNSTHAL
Vom 31. Jänner 2024 bis zum 19. August 2024 

Ein Dichter und seine Räume

Wenn ein Dichter der Größenordnung Hugo von Hofmannsthals am 1. Feburar 2024  seinen 150. Geburtstag feiert, hätte man sich „die“ große biographische Ausstellung erwartet. Diese allerdings kann das Theatermuseum schon aus Raumgründen nicht leisten – der erste Stock ist noch mit den „Marischkas“ belegt, und von den zwei kleineren Ausstellungsräumen im Parterre steht auch nur einer zur Verfügung. Man musste sich also reduzieren, auf das unmittelbare Thema – der Theatermann Hofmannsthal. Und auch da wieder Beschränkung auf zwei Werke, „Elektra“ und „Der Rosenkavalier“, dazu ein Schwenker ins Private. Viel Kleinteiliges, Reizvolles. Die Großausstellung steht aus.

Von Renate Wagner

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Hugo von Hofmannsthal     Geboren am 1. Februar 1874 in Wien, gestorben am 15. Juli 1929 in seinem Schlößchen in Rodaun, tragischerweise, als er aufbrechen wollte, um zum Begräbnis seines Sohnes zu gehen, der Selbstmord begangen hatte… das hat auch der Vater nicht überlebt. Hofmannsthal überraschte in seiner Jugend noch als Gymnasiast als atemberaubender Lyriker, schrieb auch einiges an Prosa, war aber vor allem ein Mann des Theaters (nicht nur als Mitbegründer der Salzburger Festspiele). Die Zusammenarbeit mit Richard Strauss machte ihn zum Librettisten, der mit dem „Rosenkavalier“ eine der berühmtesten Opern der Welt schuf. Dabei interessierte er sich als Dramatiker nicht für den Text allein.

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In Räumen gedacht     Christiane Mühlegger-Henhapel und Katja Kaluga, die als Kuratorinnen für das Theatermuseum und für das Freien Deutsche Hochstift in Frankfurt am Main, das Co-Produzent der Ausstellung ist, „Staging Hofmannsthal“ gestaltet haben, stellten fest: Es gäbe wenige Dichter, die sich so sehr für die „Räume“ interessierten, in denen ihre Werke spielten. In seinen Notizen stürzte sich der Dichter nicht sofort auf den Text, sondern beschrieb erst ausführlich, wie er sich die Welt, das Ambiente vorstellte, in der sich die Handlung begab.

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Der „private“ Raum voraus geschickt     Wenn sich die Wiener Ausstellung also in „drei Akten“ mit der szenischen Umsetzung der gewählten Werke auseinandersetzt, so darf man in einem Eingangs-Kämmerchen als Prolog  Hofmannsthal privat erleben, denn er widmete seiner Dachgeschoß-Wohnung in der Stallburggasse 2 genau solche Sorgfalt wie der Bühne. Er beauftragte keinen Geringeren als Oskar Strnad, seine Räume zu gestalten (von diesem gibt es ene ausführliche Grundrißskizze der Wohnung). Strnad hat später beispielsweise 1924 auch für die Josefstädter-Aufführung des „Schwierigen“ die Bühnenbilder entworfen.  In das Innere der nur 50 Quadratmeter großen Wohnung  laden Fotos ein, die Mischung zwischen „modern“ und privat-gemütlich ist evident. Ein Gemälde des Großvaters August (im Romantik-Look) ist auch vorhanden.

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„Elektra“ und die Antike     Hofmannsthals integratives Verständnis europäischer Kulturen brachte ihn zur Auseinandersetzung mit der Antike. Seine „Elektra“ war als Theaterstück erfolgreich, vielleicht das „Brutalste“, was er je schuf, was auch aus den Aufführungsfotos des Theaterstücks abzulesen ist. „Elektra“ läutete die Zusammenarbeit mit Richard Strauss ein, der nach der „Salome“ wieder einen Stoff suchte, der in archaische Welten führte. Zum theatralischen Gesamtkunstwerk wurden die Aufführungen auf der Bühne durch die Zusammenarbeit mit Alfred Roller, der von Hofmannsthal genaue Anweisungen bekam (ein Brief ist in der Ausstellung) und der die Werke in einer Weise umsetzte, dass sie auch noch uns ansprechen. Die Zeitschrift „Merker“ veröffentlichte damals einen Artikel über die „Elektra“-Dekorationsskizzen…

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Zweimal „Rosenkavalier“      Alfred Roller war nicht nur für düstere Mystik zuständig (wie sie auch in der „Frau ohne Schatten“ beschworen wurde), sondern auch für die heitere Welt des Maria-Theresianischen Wiens, kurz gesagt, den „Rosenkavalier“. Die Qualität dieser Oper ist unerreicht, auch von Hofmannsthal / Strauss selbst. Die Figurinen von Roller,. geschaffen für das k.k. Hofoperntheater 1910, sind Legende geworden, tausend- und abertausendfach reproduziert, Zauber und Charme des Werks vermittelnd. Der Erfolg der Oper war so groß, dass das neue Medium des Films hier einstieg (man verfilmte damals, in der Stummfilmzeit, auch viele Werke von Schnitzler).

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Für Hofmannsthal war es 1926  eine reizvolle Möglichkeit, die  Handlung aufzufetten, die Geschichte aus den „Räumen“ heraus zu holen, Szenen im Freien spielen zu lassen – Dreharbeiten vor Schloß Schönbrunn sind auf Fotos festgehalten. Vor allem aber bietet die Aufführung Material aus dem Film, der nicht gänzlich erhalten ist, aber weitgehend teilweise auch mit Standfotos rekonstruiert wurde (als DVD erhältlich). .

Die Theaterwissenschaft kann diesmal nur einen schmalen Fokus auf ein breites Werk richten, aber Hofmannsthal-Fans werden sich die nostalgischen Objekte – Fotos, Briefe, Manuskripte Dokumente, Ankündigungen, Theaterzettel, Kostüme, auch eine Porzellanfigur und anderes mehr nicht entgehen lassen.

Theatermuseum: Staging Hofmannsthal
Eine Ausstellung in drei Akten und einem Prolog
Vom 31. Januar 2024 bis zum 19. August 2024
Öffnungszeiten: Täglich außer Dienstag 10 – 18 Uhr

 

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