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WIEN / Theatermuseum: MONIKA VON ZALLINGER

05.05.2023 | Ausstellungen, KRITIKEN

zalinger

WIEN / Theatermuseum: 
Mode für die Bühne
MONIKA VON ZALLINGER
Kostümzeichnungen
Vom 5. Mai 2023 bis zum 6. November 2023

Mode – und noch ein bisschen mehr

In den „großen“ Ausstellungsräumen des Theatermuseums im Palais Lobkowitz im ersten Stock tobt nach wie vor der „Austropop“, aber im kleinen Raum des Erdgeschoßes geht es neuerdings sehr elegant und amüsant zu. Man widmet der Kostümbildnerin Monika von Zallinger (deren strahlende Erscheinung das Geburtsjahr 1940 Lügen zu strafen scheint) eine Personale – klein, aber fein. Bedenkt man, dass sie von 1963 bis 2006 als Kostümbildnerin (auch manchmal auch als Bühnenbildnerin) international tätig war, sind nur 13 ausgewählte Inszenierungen nicht viel – aber sie erzählen eine Menge.

Von Renate Wagner

 zallinger sie v~1Monika von Zallinger      Sie ist die Tochter eines berühmten Vaters – Meinhard von Zallinger war ein Stardirigent der Bayerischen Staatsoper -, aber sie hat sich nie darauf verlassen. Sie studierte an der Graphischen Akademie in München und diente sich von der Assistentin in München zur Bühnenbildnerin erst am Salzburger Landestheater hoch. 23jährig schuf sie ihre erste eigene Arbeit, 1968 kam sie nach Wien, erst an das Theater in der Josefstadt, dann an das Burgtheater. Obwohl sie international viele Opern „eingekleidet“ hat (die Wiener Ausstellung setzt einen Schwerpunkt auf Musiktheater), war sie in Wien mit wenigen Ausnahmen vor allem für das Sprechtheater tätig und entzückte immer wieder durch ihren unfehlbaren Geschmack und die Fähigkeit, Figuren durch ihre Kleidung zu charakterisieren. Monika von Zallinger, die viele Jahrzehnte mit dem 2019 verstorbenen Diplomaten Albert Rohan verheiratet war, lebt seit Jahrzehnten in Wien. An der Josefstadt hat sie 2006 mit „Bunbury“ ihre Karriere beendet. Rudi Risatti, im Theatermuseum für die Abteilung Kostüme zuständig, war entzückt, als Monika von Zallinger dem Haus rund 400 ihrer Entwurfszeichnungen schenkte, von denen nun rund hundert in der Ausstellung zu sehen sind.

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„Mode“ ist zu kurz gegriffen      Natürlich reflektieren Theaterkostüme immer in irgend einer Form „Mode“, aber das ist es nicht allein, was ins Auge springt, wenn man die rosa-orangene Welt betritt, die in das künstlerische Wesen der Monika von Zallinger einführt. Der Raum bietet an den Wänden ihre Entwurfszeichnungen, doch man hat auch einige ihrer besonders bunten, lebhaften Figurengruppen lebensgroß vergrößert, ausgeschnitten und als höchst lebendige „Pappmache“-Geschöpfe in den Raum gestellt (tatsächlich wird man schon im Vorraum von einer solchen Dame begrüßt).

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Von der Figurine zur Illustration   Diese Gruppen sind für die Arbeit von Monika von Zallinger typisch. Sie hat nicht Figur und Kostüm als Einzelzeichnung pro Blatt hergestellt, sondern Szenen geschaffen, die einzelnen Gestalten in Beziehung zu einander gebracht. Das gibt etwa für Arthur Schnitzlers „Reigen“ weit mehr als ein Kostümpanorama, das erweitert sich zu Entwürfen, die man als Illustrationen für eine Buchausgabe verwenden könnte. Mode wird so zur erzählten Geschichte – ob es der Ehemann (mit Schnitzler-Hut) ist, als Mann neben zwei Frauen, ob der Soldat und das Dienstmädchen, beide eher schlecht gelaunt.

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Viel Oper, Operette, Turbulenzen     Ob Ernstes wie „Tosca“ oder „Rigoletto“, ob Heiteres wie „Zar und Zimmermann“ oder „Eine Nacht in Venedig“, es herrschen Schwung und Originalität und auch, wie Monika von Zallinger im Gespräch betont, daneben sehr viel Disziplin: Interpreten mussten bei ihr immer bereit sein, sich in ihre charakterisierenden Kostüme zu fügen, die sie bis ins kleinste Detail, von Stoff bis Knopf, gestaltet hat. Das erfordert noch mehr Handwerk als ein Bühnenbild, das man als gebauten Entwurf in fremde Hände gibt, die es ausführen. Bei einem Kostüm ist man bis zur letzten Minute dabei – auch wenn man, wie Monika von Zallinger, selbst keinen Stich nähen kann. Dafür konnte sie alles andere, das für den Beruf nötig ist.

Und noch auf einen Kaffee…   Das Theatermuseum hat noch eine Novität zu bieten: In seinem schattigen, unglaublich ruhigen Hof (den nur die Glocken der vis à vis liegenden Augustinerkirche erreichen) hat sich ein gemütliches kleines Freilicht-Kaffeehaus etabliert. Es ist auch ohne Museumsbesuch zugänglich und wird sich wohl vor allem im Sommer eines besonderen Zuspruchs erfreuen, hoffentlich nicht nur von Touristen, sondern auch von flanierenden Wienern.

Theatermuseum Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
MODE FÜR DIE BÜHNE
MONIKA VON ZALLINGER  –  KOSTÜMZEICHNUNGEN
5. Mai bis 6. November 2023
Vom 5. Mai 2023 bis zum 6. November 2023
Täglich außer Dienstag 10 – 18 Uhr

 

 

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