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WIEN / Theatermuseum: KOLOMAN MOSER UND DIE BÜHNE

19.10.2018 | Ausstellungen, KRITIKEN

WIEN / Österreichisches Theatermuseum:
ANWENDUNGEN
KOLOMAN MOSER UND DIE BÜHNE
Vom 18. Oktober 2018 bis zum 22. April 2019

Auch Theater ist
„angewandte Kunst“

Nicht nur Klimt, Schiele, Otto Wagner starben vor hundert Jahren. Auch Koloman Moser erlag, gerade 50jährig, in diesem Jahr 1918 einer Krebserkrankung. Mitglied der Secession, Mitbegründer der Wiener Werkstätte, war er einer der vielseitigsten Künstler seiner Zeit, nicht nur Maler und Zeichner, sondern einer, der sich der „angewandten Kunst“, der Idee der Gesamtkunstwerke widmete. Am wenigsten wusste man von seinen Theaterarbeiten. Das Österreichische Theatermuseum, dem es gelungen ist, erst kürzlich Mosers Bühnenbild- und Kostümentwürfe zu „Der Bergsee“ von Julius Bittner zu erwerben, schließt nun diese Lücke.

Von Renate Wagner

Malerei, Design, Theater… Das Leopold Museum hat heuer schon in einer „Misch-Ausstellung“ einen schönen Kolo-Moser-Raum, vordringlich mit Möbeln, Entwürfen für Gläser und Geschirr und einigen Gemälden geboten. Die große Kolo-Moser-Ausstellung wird es ab Mitte Dezember unter dem Titel „Koloman Moser. Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann“ im MAK geben. Zwei Räume im Theatermuseum zeigen, dass Kolo Moser die „angewandte Kunst“ auch auf das Theater erstreckt hat. Es gibt nur verhältnismäßig wenige Entwürfe für Theater und Oper, die auch ihren Weg auf die Bühne fanden, dazu zeichnerische Experimente, die zeigen, dass Moser wahrscheinlich gerne Wagners „Ring des Nibelungen“ ausgestattet hätte – die Rheintöchter existieren, auch hatte er eine Schwebevorrichtung geplant, um ihr Schwimmen im Rhein zu imaginieren.

Theater ist ja nicht nur der Entwurf, denn vor dem Bühnenbild, das dann dasteht (und in Fotografien überliefert ist), bedarf es noch der technischen Fähigkeiten, die Dekoration auch umzusetzen. Kolo Moser hätte, wäre er älter geworden, für die Bühne vielleicht ein Großmeister wie Alfred Roller werden können…

Von der Theorie zur Praxis Als Kolo Moser sich 1899 Raimunds „Verschwender“ widmete, war das bloß für Kalenderblätter, die gänzlich im Stil von Jugendstil-Graphiken gestaltet wurden. Theaterarbeiten ergaben sich dann aus seinen Beziehungen zu Wiener Literaten. Für das „Jung Wiener Theater zum Lieben Augustin“, an dem sich Felix Salten kurzfristig als Direktor versuchte, entwarf er ein typisches Jugendstil-Plakat mit Theatermasken und richtete die Bühne ein. Dann kam es zu einer Pause, nach welcher er via Kabarett zur Theaterarbeit zurückkehrte.

Zusammenarbeit mit Hermann Bahr Es war Hermann Bahr, der Kolo Moser dann zu „echter“ Theaterarbeit brachte, wenn die zahleichen Entwürfe zu Hebbels „Genoveva“, die Bahr für Max Reinhardt in Berlin inszenieren sollte, auch Luftgeburten blieben, weil das Projekt nicht zustande kam. Bahr besaß übrigens jene „Nuda Veritas“ von Gustav Klimt, die heute im Besitz des Theatermuseums ist und natürlich stolz in dieser Ausstellung hängt. Für Bahr hat Moser dann mehre von dessen Theaterstücken mit typischen, aber höchst geschmackvollen Zimmerdekorationen ausgestattet.

Der vergessene Julius Bittner Nur hoch gebildete, an Raritäten interessierte Opernfreunde kennen heute noch Julius Bittner, der um die Jahrhundertwende und auch noch danach mit seinen Opernwerken sehr erfolgreich war: Kopfhörer im Theatermuseum erlauben dem interessierten Besucher das Eintauchen in dessen schwer-spätromantische Klangwelt. Kolo Moser hat zwei seiner Uraufführungen am k.k. Hof-Operntheater in Wien ausgestattet, 1909 „Der Musikant“ und 1911 „Der Bergsee“, und hier wird in reichlich angebotenen Bühnenbild- und Kostümentwürfen die Nähe zu Alfred Roller absolut spürbar.

Auf dem Weg zur Abstraktion Im übrigen hat die Ausstellung noch zahlreiche Entwürfe zu bieten, die keinem konkreten Projekt zuzuordnen sind, spielerisch wirken und – etwa im Gegensatz zu manch knorriger „Bergsee“-Szenerie – sowohl in Richtung Leichtigkeit wie eindeutig auch Abstraktion verweisen. Moser, der Flexible, so vielfältig Begabte, wäre möglicherweise ein Mann gewesen, nach dem Krieg auch einiges zu den dann neuen Formen beizutragen.

Theatermuseum, Lobkowitzplatz 2, 1010 Wien
ANWENDUNGEN. KOLOMAN MOSER UND DIE BÜHNE
Bis 22. April 2019, täglich außer Dienstag 10 bis 18 Uhr

 

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