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WIEN / Theatermuseum: DIE SPITZE TANZT

17.05.2019 | Ausstellungen, KRITIKEN

WIEN / Theatermuseum:
DIE SPITZE TANZT
150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper
Vom 16. Mai 2019 bis zum 13. Jänner 2020

Von Fanny bis Manuel


Fotos: Wagner

Nicht auszudenken, was das für eine Ausstellung hätte werden können, wenn dem Theatermuseum mehr als nur zwei Räume zur Verfügung gestanden hätten. Denn „150 Jahre Wiener Staatsoper“ bedeutet auch 150 Jahr Wiener Ballett, und dazu gäbe es wohl Unmengen von Material. So musste sich Kuratorin Andrea Amort (immerhin läuft im Parterre ihre Parallel-Ausstellung „Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne“, was das Thema auffettet) darauf beschränken, überall die Schwerpunkte zu setzen.

Von Renate Wagner

Schon der Kaiser… Bevor man in die Ausstellungsräume im Halbstock rechts kommt, grüßt Kaiser Leopold I. im Theatergewand – in Österreich tanzten auch die Kaiser in Aufführungen. Immerhin war die Konkurrenz zu Ludwig XIV. in Frankreich stark, und die Parallele „Paris und Wien“ zieht sich durch die Geschichte – auch Nurejew, Liebling in Wien, hat das Pariser Ballett geleitet, und Manuel Legris, der uns nun zehn Jahre Modernes, aber vor allem Klassik bietet, ist Franzose. Er ist übrigens stark in der Ausstellung vertreten – verständlich, prägt er doch derzeit stark das Gesicht des Wiener Ensembles. Wie anders alles künftig werden wird, hat ja schon der Name seines Nachfolgers signalisiert.

Höhepunkte anno dazumal Wenn man nur wenig Platz hat, muss man Schwerpunkte setzen. Da kommt man in Wien um Fanny Elßler (1810-1884) nicht herum (die zu ihrer Zeit so berühmt war, dass noch in Havanna eine Gedenktafel an ihr Auftreten erinnert): Sie wurde Inbegriff der „Ballerina“ auf Spitzenschuhen. Allerdings kann die Ausstellung an „Hardware“ nur ein rotes Stiefelchen von ihr bieten – und das berühmte Kleid, das sie bei ihren „Cachucha“-Tanz trug… Ein anderer Höhepunkt des Wiener Balletts im 19. Jahrhundert war jene „Puppenfee“ von Josef Hassreiter (1888), die von Diaghilew bewundert wurde und noch bis tief ins 20. Jahrhundert auf dem Spielplan stand – Kindheitserinnerung von manchem späteren Ballettfreund.

Moderne: Gewinne und Verluste Die Parallel-Ausstellung im Parterre befasst sich mit dem Wiener Tanz der Moderne, der hier auch vertreten ist, vor allem rund um Richard Strauss, der ja selbst gern für das Genre komponierte. Dass man in Wien Uraufführungen nicht auswich, beweist ein Plakat, das etwa an Bienerts „Alpenglühn“ (1984) erinnert. Natürlich liegt ein Schwerpunkt auf Nurejew – und auf Legris. Aber es wird nicht nur gejubelt, man vergisst nicht auf jene Künstler, die Opfer des Dritten Reichs wurden (wenn einige, wie Margarete Wallmann, glücklicherweise auch zurückkehrten). Am Ende kann man noch per Video Einblicke in die Welt des Staatsopern-Tanzes gewinnen. Das Thema wäre einen großen Katalog wert gewesen – eine kleine Broschüre ist es geworden.

Theatermuseum im Palais Lobkowitz:
Die Spitze tanzt.
150 Jahre Ballett an der Wiener Staatsoper
Bis 13. Jänner 2020.
Täglich außer Dienstag von 10 bis 18 Uhr

 

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