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WIEN / Theater im Zentrum: SHERLOCK HOLMES UND DER VAMPIR VON LONDON

14.01.2015 | KRITIKEN, Theater

Theater der Jugend / Sherlock Holmes und der Vampir von London (Theater im Zentrum)
Fotos: Theater der Jugend

WIEN / Theater der Jugend im Theater im Zentrum:
SHERLOCK HOLMES UND DER VAMPIR VON LONDON von Thomas Birkmeir
Nach Motiven von Sir Arthur Conan Doyle
Premiere: 13. Januar 2015

Vor einem Jahr entdeckte Theater der Jugend-Direktor Thomas Birkmeir, der von Zeit zu Zeit auch gern und erfolgreich Jugendstücke schreibt, die Tauglichkeit von Meisterdetektiv Sherlock Holmes für einen amüsanten Theaterabend. Der Erfolg für den „Hund der Baskervilles“ war so groß, dass man sich keine Zeit mit der Fortsetzung ließ – prompt ist sie mit „Sherlock Holmes und der Vampir von London“ da, und wieder ist die brillante Machart, die beim ersten Versuch so eingeschlagen hat, dieselbe.

Denn da gibt es keinen Realismus, im Gegenteil: Nur Holmes und Dr. Watson sind „echte Menschen“, alle anderen werden von lebensgroßen Puppen gestaltet, die im Stil des japanischen Bunraku-Theaters von menschlichen, zwar sichtbaren, aber „unsichtbar“ gedachten Spielern bedient und geführt werden. Und der gewünschte Effekt, dass man die dahinter stehenden Menschen sofort vergisst und sich nur noch auf die köstlichen Pappmaché-Köpfe (gestaltet von Julia Elisabeth Beyer) und wabbelnden Körper konzentriert, stellt sich wieder nach kürzester Zeit ein.

Wie ungerecht, denn die „Puppenspieler“ Christian Pfütze und Clemens Matzka, die ja perfekte Schauspieler sind und die Figuren auch durch ihre Stimmen meisterlich charakterisieren, leisten schlechtweg Außerordentliches und bestimmen das Vergnügen des Abends.

Nach dem Motto „Never change a winning team“ hat sich Thomas Birkmeir als sein eigener Regisseur auch wieder dieselben Darsteller für Sir Arthur Conan Doyles Helden gesichert (die ja mittlerweile auch auf unseren Fernsehschirmen in ihrer neuen Fassung mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman zu Recht so großen Erfolg haben): Uwe Achilles ist der witzig-nüchterne Sherlock und Frank Engelhardt der so emotionale Dr. Watson, die so fabelhaft zusammen passen und spielen.

Theater der Jugend / Sherlock Holmes und der Vampir von London (Theater im Zentrum) Theater der Jugend / Sherlock Holmes und der Vampir von London (Theater im Zentrum)

Warum man an diesem Abend doch nicht so glücklich ist wie in Baskerville? Das Theater der Jugend gibt nicht an, in welchen Doyle-Werken sich Autor Thomas Birkmeir umgetan hat, „nach Motiven von“ kann sich auch auf einen Film beziehen oder einfach auf die Tatsache, dass es eine Holmes-Vampir-Geschichte gibt, aber die gebotene Story ist nicht nur dürftig, sondern auch einförmig: Man befindet sich faktisch immer im Kloster, bei mehr oder minder skurrilen, aber nicht sonderlich interessanten Mönchen, und die mörderische Handlung scheint nicht wirklich fortzuschreiten, sondern immer nur „more of the same“ zu akkumulieren. Abgesehen davon, dass es auch ein bisschen sehr „grauslich“ und brutal zugeht, was man Kindern ab 13 ja nicht unbedingt aufs Auge drücken muss, hängt der Abend dramaturgisch durch.

Aber an die Machart kann man sich halten, keine Frage, nur ob sie den ganzen Abend trägt… das muss jeder Zuschauer für sich entscheiden.

Renate Wagner

 

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