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WIEN / Theater im Park: GÜNTHER GROISSBÖCK & PHILHARMONIA SCHRAMMELN

Es ist einmal im Leben so

groissböck

Groissböck mit Johannes Tomböck und Heinz Hromada. Foto: Martina Schmid-Kammerlander

WIEN / Theater im Park: GROISSBÖCK & PHILHARMONIA SCHRAMMELN

19. Juni 2021

Von Manfred A. Schmid

Günther Groissböck, Wagner- und Strauss-Sänger von weltweitem Format, als Wienerlied-Sänger? – Dass er das kann und damit eine weitere stimmige Facette seines Könnens offenbart, hat der Bassist bereits vor zwei Jahren unter Beweis gestellt. Der erste Auftritt fand, wie bei diesem seiner Heimat zutiefst verbundenen und geerdeten Sänger üblich, im Mai 2019 in kleinem Rahmen in seiner Geburtsstadt Waidhofen an der Ybbs statt. Schon damals war die einzigartigen Wiener Philharmonia Schrammeln dabei, und selbstverständlich gehörte ein anschließender Plausch mit seinen Waidhofenern bei Wiener Wein und einem Heurigenbuffet mit dazu. Weitere Auftritte in diesem Metier wurden – mit einer Ausnahme – von Corona verhindert: Im Juli 2020 lud der Tausendsassa André Heller Groissböck und Camilla Nylund zu einem Hauskonzert besonderer Art, dass dann im Herbst auf ORF III ausgestrahlt wurde. Neben ausgesuchten Evergreens des Wienerliedes standen damals auch Chansons, Musicalhits wie Stephen Sondheims „Send in The Clowns“ sowie, mit einem Stück von Richard Strauss, auch das deutsche Kunstlied auf dem Programm.

Aufgrund dieser ersten Erfahrungen bestärkt und gereift, präsentiert sich Günter Groissböck, im Verein mit den Philharmonia Schrammeln Johannes Tomböck und Dominik Hellsberg (Violine), Heinz Hromada (Kontragitarre, Günter Haumer (Knopfharmonika) und Stefan Neubauer (G-Klarinette), im herrlichen Ambiente des Wiener Theater im Park mit erlesenen Kostproben der Wiener Musik. Das kundige Wiener Publikum ist hellauf begeistert. Günther Groissböck ist auf bestem Weg, sich in den Reigen jener Opernsänger einzureihen, die zu Publikumslieblingen des Wienerlieds wurden, wie etwa Erich Kunz, Walter Berry, Heinz Holecek, Heinz Zednik. Auf genau dieser Bühne im Schwarzenberg Park hat sich vor einem Jahr auch Jonas Kaufmann mit einem Querschnitt von Wienerliedern vorgestellt. Groissböck bezieht sich – in einer Zugabe – scherzhaft darauf, als er augenzwinkernd die Hoffnung ausdrückt, bei seinem Auftritt wohl„authentischer zu sein als die Münchener Tenor-Variante“. Das steht jedenfalls außer Zweifel. Ganz die Wiener Sprechweise hat er (noch) nicht, aber er kommt dem Wiener Idiom sehr nahe.

Liebevoll die Wiener Seele auslotend, gestaltet Groissböck die musikalischen Kleinode des Wienerliedes. Im Mittelpunkt des Programms stehen drei thematische Paarungen: Bäume, Fiaker und Lebensphilosophie. Emmerich Zillners „Es steht ein alter Nussbaum“ und Pepi Wakovskys „Der narrische Kastanienbaum“ werden mit leichter Wehmut und nicht ohne dem nötigen Quäntchen Humor zum Besten gegeben. Selbstbewusst geht es in „Stellt’s meine Ross‘ in‘ Stall“ zur Sache, und dann verwundert es nicht, dass der vermutlich beste Ochs auf Lerchenau im anschließenden „Fiakerlied“ von Gustav Pick auch den kecken Pfiff, auf den alle warten, effektvoll setzen kann. In „Wenn der Herrgott net will“ und „Es is einmal im Leben so“ geht Groissböck dem Wiener Gemüt auf den Grund und rechnet milde mit den Suderanten ab. Die Philharmonia Schrammeln begleiten ihn dabei gediegen und springlebendig zugleich. Dass sie in den instrumental dargebotenen Tänzen, ob Walzer, Polka, Marsch oder in der an Richard Wagner angelehnten „Ring-Quadrille“, beseelt und beschwingt zugleich aufspielen, gehört einfach dazu. Es werde dankenswerterweise auch nicht so populäre Stückerln des Schrammel-Repertoires angeboten, wie etwa der „Glasscherb’n Tanz“ oder der „Beim-G’rebelten“-Tanz.

Der Applaus des Publikums wird mit drei Zugaben belohnt. Der gelungene Sommernachmittag im Park nimmt mit, „Ich hab‘ die schönen Maderln net erfunden“, Hermann Leopoldis „In einem kleinen Café in Hernals“ und „Verkauft‘s mei G’wand, ich fahr‘ in Himmel“ seinen feinen Ausklang.

 

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