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WIEN / Theater der Jugend: MYTHOS: RAGNARÖK

Die Wikinger-Wrestling-Show

29.03.2025 | KRITIKEN, Theater
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Theater der Jugend / Renaissancetheater
Mythos Ragnarök / VON ED GAMESTER
Alle Fotos: Rita Newman

WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater:
MYTHOS: RAGNARÖK von Ed Gamester
nach Sagen der nordischen Mythologie
Premiere:  28. März 2025 

Die Wikinger-Wrestling-Show

Die Überlieferung erzählt uns, dass die Wikinger gnadenlose und lebensgefährliche Kämpfer waren. Aber waren sie auch Wrestler? Nun, Ed Gamster ist zwar ein Theatermann, aber gleichzeitig Stuntman und professioneller Wrestler, und ihm schien die brutale Kunst der totalen Körperlichkeit die harte nordische Götterwelt am ehesten widerzuspiegeln – zumal, wenn man das Projekt mit einem hohen Grad an Humor angeht.

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„Mythos: Ragnarök“ ist eine Show, mit der er in ganz England erfolgreich herumreiste.  Theater der Jugend-Direktor   Thomas Birkmeir  sah die Produktion beim Edinburgh Festival und hat sie nach Wien geholt. Wobei man hier dem Publikum erstmals einen Abend in englischer Sprache (allerdings mit deutschen Übertiteln) bietet. Der krude Mix der Show besteht aus nordischer Göttergeschichte, wobei die bekanntesten Figuren auftauchen, aus magischen Szenen mit viel Rauch, Lichtspielen, dröhnender Musik – und aus überbordenden Wrestling-Szenen, wo die „Darsteller“, alle überzeugende Profils in der Kunst des Ringens,des  den Gegner Hin- und Herschleuderns und krachend auf den Boden Dreschens… Das ist geradezu erschreckend karacho-realistisch, wird aber mit so leichter Hand, mit so viel Humor exekutiert, dass sich Unterhaltung nie wirklich in Entsetzen übersetzt. Das Publikum führte sich innerhalb kürzester Zeit auf, als sei man am Heumarkt, und johlte und bejubelte die kunstvoll choreographierte  Prügelei – je schlimmer, desto lieber.

Und die Geschichte? Nun Ragnarök bedeutet ja bekanntlich Götterdämmerung, und wer Richard Wagners „Ring“ kennt, findet dort Odin als Wotan, Loki als Loge, Thor als Donner usw. Besonders klar wird die brachiale Götter-Familiengeschichte auf der Bühne  nicht, aber man ist ja in keinem Uni-Seminar, sondern im Theater.

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Ed Gamester, der als Autor und Regisseur für das Werk verantwortlich ist, hat sich auch noch den Loki auf den Leib geschrieben und kann es fast mit dem genialen Tom Hiddleston in den „Thor“-Filmen aufnehmen, Interaktiv plaudert er mit dem Publikum, das stets zum Mitklatschen und Jubeln bereit ist, rast durch den Zuschauerraum., intrigiert sich durch die Handlung und treibt den zweistündigen Abend gnadenlos an.

Rund um ihn ein Ensemble köstlicher Typen und professioneller Wrestler, die immer nur Rufe des Staunens und  Schauderns evozieren, wobei sich die Damen absolut gleichwertig und furchtlos ins Geschehen werfen.  Nein, das muss schon gesagt werden – für zart besaitete Gemüter ist diese Götterschlacht, die wirklich eine ist, nichts. Aber Kinder (und auch viele Erwachsene…) lieben so etwas.

Renate Wagner

 

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