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WIEN / Theater der Jugend: DER GEHEIME GARTEN

10.10.2023 | KRITIKEN, Theater
theater der jugend / renaissancetheater / der geheime garten nach frances hodgson burnett von thomas birkmeir

Foto: c_Sophie Menegaldo

WIEN / Theater der Jugend / Renaissancetheater:  
DER GEHEIME GARTEN von Frances Hodgson Burnett
Premiere: 10. Oktober 2023 

Die britisch-amerikanische Autorin Frances Hodgson Burnett wird im englischsprachigen Raum weit mehr gelesen als bei uns, aber ihre beiden berühmtesten Romane sind dennoch auch hier eher bekannt – durchs Kino oder das Theater, „Kinderstücke“, die durchaus auch für Erwachsene geeigent sind.

Handelt der „Kleine Lord“ von einem harten Herz, das schmilzt, so behandelt auch der Roman „Der geheime Garten“ eine ähnliche Konstellation – wie einsame, unglückliche Kinder einander helfen. Die Natur spielt als „heilendes Element“ dabei eine wichtige Rolle.

Für das Theater der Jugend in Wien hat Chef Thomas Birkmeir nun eine geschickte Dramatisierung geschaffen, in denen die zehnjährige Heldin Mary Lennox immer wieder auch aus dem Off ertönt und damit die Geschichte auf eine breitere Basis stellt und dem jugendlichen Publikum ein paar nötige Erklärungen mitgibt.

Dass sie in Indien aufgewachsen ist, unbeachtet von ihren Eltern, verwöhnt von der einheimischen Dienerschaft, die sie von oben behandelt – und die durch den Tod der Eltern von einer Einsamkeit in die nächste gestürzt wird, als man sie nach England zu einem Onkel schickt, der sich ebenso wenig um sie kümmert.

Eine böse Haushälterin des Lords, die sich wie eine Gefängniswärterin aufführt, stärkt die Widerstandskraft des Kindes, die Dienerin Martha und der junge Gärtner Dickon lehren sie, was Herzlichkeit und Gefühl heißt, und ein verschlossener Garten, den sie sich erobert, gibt ihr positiven Lebenssinn.

Daneben hat die Autorin noch eine zweite, parallele innere Wandlung eingebaut – ;Marys zehnjähriger Cousin Colin, aus übertriebener Sorge eingesperrt und für gelähmt erklärt, widerspenstig und ängstlich, wird von ihr  aus seinem goldenen Käfig herausgeholt. Das Ende erinnert an „Heidi“, wenn er quasi die Krücken wegwirft und seinem Vater entgegengeht…

Da herrscht dann sehr viel Glück, und da auch die „Böse“ des Geschehens eliminiert wird, zeigte sich das Gerechtigkeitsgefühl des jungen Publikums im höchsten Maße befriedigt – und das zweifellos vorhandene Harmoniebedürfnis auch.

Regisseurin Nicole Claudia Weber bediente in einer geschickten Ausstattung mit verschiebbaren Wänden (Judith Leikauf und Karl Fehringer) zu historisierenden Kostümen (Nina Holzapfel und Julia Klug) gleicherweise das seelisch-weiche Element des Stücks wie auch die sympathische Kampfbereitschaft der Kinder und Bedienten.

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Szenefotos

Hauptdarstellerin Fabia Matuschek geht dank ihrer zierlichen Erscheinung als kleines Mädchen durch, Jonas Graber als Colin leider gar nicht. Dennoch stimmt die Chemie zwischen ihnen und dem Gärtnerjungen Dickon. gespielt von Haris Ademovic, prächtig, wahre Identifikationsfiguren für die Kinder im Publikum, ohne dass mit dem moralischen Zeigefinger gewinkt würde…

Starke Rollen für zwei starke Frauen, Karoline-Anni Reingraber vielleicht sogar eine Spur zu überdreht für die Haushälterin, die nur Gift und Galle sprüht und bösartig um Machterhalt kämpft. Hoch amüsant Christine Tielkes als fröhliches, aber auch charakterfestes Dienstmädchen. Am Rande der Ironie (wenn auch gerade noch nicht in die Lächerlichkeit kippend) spielt Valentin Späth den melancholischen Lord, und standfest erweist sich Frank Engelhardt als Gärtner, verlässlich  Uwe Achilles in kleinen Rollen.

Das jugendliche Publikum schloß Menschen und Geschichte auf der Bühne geradezu ins Herz und bereitete dem Abend einen stürmischen Erfolg.

Renate Wagner

 

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