Fotos: Rita Newman
WIEN / Theater der Jugend im Theater im Zentrum:
DER FLUCH DES DAVID BALLINGER nach Louis Sacher
In der Übersetzung und Bühnenfassung von Thomas Birkmeir
Premiere: 17. Oktober 2017,
besucht wurde die Vorstellung am 18. Oktober 2017
Jugendstücke sind notwendigerweise Lehrstücke. Man versucht, den jungen Menschen im Zuschauerraum Situationen vorzuführen, die sie – zumindest teilweise – kennen, und hofft, dass ihre jungen Köpfe sich zu rückbezüglichen Erkenntnissen ihrer selbst und zu Analogieschlüssen aufschwingen.
Äußerlich ist „Der Fluch des David Ballinger“ eine Schulgeschichte. Als Jugendroman des amerikanischen Autors Louis Sachar schon 1988 erschienen, hat Direktor Thomas Birkmeir die Bühnenfassung übernommen, die Regie und Ausstattung aber Gerald Maria Bauer überlassen. Praktisch zwischen verschiebbaren Wänden läuft das Geschehen ab, in dem Hauptfigur David Ballinger als Ich-Erzähler mit dem Publikum interagiert.
Es wird die typische Außenseiter- und „Loser“-Geschichte, wo der arme, verachtete „Ballinger“, wie alle ihn nennen, faktisch alles tut, um die Anerkennung der „Bullies“ zu gewinnen, die sich wirklich übel aufführen. (Es gibt ein paar echt brutale Szenen in dem Stück, die der Regisseur durch Slow Motion verfremdet und damit auch entschärft.)
Nun, die Botschaft lautet selbstverständlich, dass man sich mit den „Bösen“ (seltsamerweise sind diese in den jungen Jahren noch leichter zu erkennen als später, wo die Verstellung besser funktioniert) besser nicht einlässt. Und da zieht sich der zweite Handlungsstrang ein – die bösen Jungs überfallen eine einsame ältere Frau, die sie als „Hexe“ verfemen, und David tut nichts anderes, als erstarrt dabei stehen und ihr am Ende noch aus Hilflosigkeit den „Stinkefinger“ zu zeigen. Sie ruft ihm einen Fluch nach…
Es ist fraglich, wie zart besaitet das jugendliche Publikum heute ist – Davids Glaube an den Fluch behandelt sowohl die Geschichte von schlechtem Gewissen, durch das man gejagt wird, und dem Aberglauben, in den man sich verstrickt. Wieder ein Lehrstück: Tu nichts Böses, dann quält Dich nichts, und glaub nicht jeden Blödsinn…
Das ist vom Inhalt her wiederum nicht sonderlich ergiebig, kann nur von den Darstellern gerettet werden, und wenn das Theater der Jugend naturgemäß viele junge Schauspieler hat, sind diese als „Schüler“ natürlich bestens eingesetzt, voran Stefan Rosenthal als bebrillter Unglücksrabe David, aber alle anderen auch, selbst wenn sie vor allem Klischeefiguren vorstellen – aber so erzählen sich Geschichten (und ihre Lehren) natürlich am leichtesten. Und das jungendliche Publikum ab 11 Jahren nahm lebhaft Anteil – mit besonders zynischem Gelächter und Gepfeife, wenn es um jugendliche Schüler-Verliebtheit ging. Wie gesagt, die da unten haben sicher eine Menge erkannt, was bei denen da oben abgehandelt wurde.
Renate Wagner