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WIEN / Theater der Jugend: DER FANTASTISCHE MR. FOX

16.10.2017 | KRITIKEN, Theater

Dahl  Fox x Dahl Plakat

WIEN / Theater der Jugend im Renaissancetheater:
DER FANTASTISCHE MR. FOX nach Roald Dahl
Dramatisiert von David Wood
Premiere: 10. Oktober 2017,
besucht wurde die Vorstellung am 16. Oktober 2017

Tierfabeln haben in der Literatur eine uralte und sozusagen „ewige“ Tradition, von Äsop bis Orwells „Farm der Tiere“. Kinderbuchautor Roald Dahl schrieb 1970 mit „Der fantastische Mr. Fox“ eine Prosageschichte, die den Überlebenskampf der Tiere gegen die Menschen zeigt und mehr oder minder harmonisch ausgeht.

Das tut der Abend im Theater der Jugend auch, aber sowohl der Bearbeiter David Wood wie der Regisseur Stefan Behrendt hatten, ungeachtet dessen, dass ihr Publikum bis zu 6 Jahre jung ist, doch auch das politische Gleichnis im Sinn. Mr. Fox, hier einmal nicht der Bösewicht, sondern kluger Familienvater, der als Hühnerräuber gegen die bösen „kapitalistischen“ Menschen loszieht, erlebt einiges, als er sich scheinbar gegen die Gesellschaft seiner Mit-Tiere (Dachs, Hase, Wiesel, Maulwurf) stellt – auf einmal ist er der verachtete Außenseiter, wenngleich diese kritische Analyse menschlichen Verhaltens in Notsituationen nicht tief geht und schnell happy endet. Dass eine Fuchs-Tochter und ein Dachs-Sohn, die sich lieben, nach dem Willen beider Eltern-Seiten von einander lassen sollen (es aber nicht tun), ist wohl auch belehrend gedacht.

Besonders schaurig werden die reichen Bauern dargestellt: Nicht nur, dass sie zerstörerisch gegen die Tiere vorgehen (der Fuchs hat ihnen zu oft die Gans gestohlen), man erlebt auch Hennen in Käfigen und gar, wie sie in die Maschine geschickt werden und vakuumverpackt wieder herauskommen… Hoffentlich sind da keine sensiblen Kinder im Publikum.

Die Geschichte an sich trägt einen knapp zweistündigen Theaterabend nicht, dazu gibt es letztendlich zu wenig Handlung, die bösen Bauern müssen immer wieder auf dieselbe Art komisch preisgegeben vorgeführt werden, und das gute Ende hat mehr guten Willen als Logik.

Aber es ist die Machart des Abends, die amüsiert (wobei es bei so viel Slapstick-Komik nicht verwundert, dass das Programmheft auch einen Bewegungscoach – Michael Moritz – verzeichnet). Ein vorzügliches zehnköpfiges Team, angeführt von Jakob Elsenwenger als Mr. Fox (der dann – auch das ein Gleichnis – unter der Frauenpower von Gattin und Tochter brav in die Knie geht), ist unendlich beweglich und kraftvoll-lautstark unterwegs, um die ganzen Löcher der Geschichte in schier nie endender Turbulenz zu überspielen.

Was gelingt und beim kindlichen Publikum viel Jubel auslöst. Lustige Tiere haben schließlich Wohlfühl-Charakter.

Renate Wagner

 

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