
WIEN /  Theater der Jugend im Renaissancetheater: 
DAS GEHEIMNIS DER VERZAUBERTEN STIMME von Alan Ayckbourn
Premiere: 7. Oktober 2025  
Traumberuf Marktschreier?
Das Theater der Jugend läutet die letzte Spielzeit der Ära von Thomas Birkmeir wieder mit einem Jugendstück des britischen Erfolgsautors Alan Ayckbourn ein. Hat man erst im Februar dieses Jahres dessen Stück „Miranda im Spiegelland“ gesehen, so ist nun „Das Geheimnis der verzauberten Stimme“ an der Reihe – beide Male Stücke, in denen es um Identität geht, sei es durch das Gesicht, sei es durch die Stimme.
Die Geschichte von Tia Maria Perkins hat einen glaubhaften Ausgangspunkt: ein von den Eltern sehr geliebtes junges Mädchen, das dennoch das Gefühl hat, dass sie nicht ausreichend zu Wort kommt, nicht wirklich gehört wird. Kein Wunder, dass ein Marktschreier, der am Jahrmarkt so unüberhörbar ist, zu ihrem Berufswunsch wird…
Dann allerdings nimmt das Geschehen eine rein absurde Wendung, wieso Stimmen gestohlen und vertauscht werden können, versteht man nicht wirklich, aber jedenfalls wacht Tia Maria zuerst mit dem Bass des Marktschreiers auf und wechselt später zum Krächzen der Puppe eines Bauchredners… Und auf der Jagd nach der eigenen Stimme gibt es zwar viel Turbulenz, aber wenig Logik.
Was nichts weiter ausmacht, denn wieder hat Nicole Claudia Weber (wie schon beim vorigen Ayckbourn) mit leichter Hand, viel Humor und oft rasendem Tempo inszeniert, so dass man sich gar keine „logischen“ Fragen stellte. Außer der Titelheldin sind die weiteren neun Protagonisten alle in zahlreichen Rollen eingesetzt und kommen vor lauter Verwandlungen gar nicht zur Ruhe.

Szenefotos
Charlotte Zorell ist burschikos und zappelnd auf der Suche nach ihrer wahren Stimme unterwegs (wenn es mit tiefen Basstönen aus ihr brummt, ist das nicht nur komisch, sondern auch technisch gut gemacht). Sophie Aujesky und Frank Engelhardt geben die besorgten Eltern, Christian Graf hat vor allem als Zirkusdirektor und wienerischer Pförtner darstellerische Gustostückerln zu bieten, desgleichen Rafael Schuchter als eitler Tenor Enzo Grandioso. Als bunte Schar ergänzen Benita Martins, Stefan Rosenthal, Jonas Graber und Uwe Achilles.
Am Ende hat Tia Maria den Traumberuf „Marktschreier“ zwar aufgegeben, aber als Zuschauer weiß man nicht unbedingt, was Alan Ayckbourn mit dem Stück eigentlich sagen wollte. Aber man hat sich gut unterhalten.
Renate Wagner

