Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Theater an der Wien: TELEMACO

03.03.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Theater an der Wien:  TELEMACO am 2. 3.2012

Nach einer einmonatigen, krankheitsbedingter Opern-Absenz, freut man sich sehr endlich wieder eine Aufführung besuchen zu können. Es war die letzte Aufführung einer sehr gelobten Produktion.

In jeder Operngeschichte wird Glucks Bedeutung als Reformer ausführlich gewürdigt, nur gespielt wird er selten, selbst in Wien. Umso verdienstvoller ist es, dass sich das Theater an der Wien systematisch seinem Werk widmet. Und es gibt wahre Schätze zu entdecken, wie den fast total vergessenen Telemaco. Von diesem Werk gibt es noch keine offizielle CD-Aufnahme. Man staunt über die großartige Komposition, aber auch das Libretto von Marco Coltellini ist ganz geschickt gemacht. Und so ein Werk verschwand so lange in der Versenkung! Ein Glücksfall war zudem der Regisseur, der Dirigent und die Sängerschar!

Torsten Fischer entwarf eine geradezu stringente Regie mit sehr eindrucksvollen Szenen, welche die Handlung klar verdeutlichen. Erwähnt sei nur die Schlussszene, als sich Ulisse nach den Erlebnissen mit Circe, von dieser sich nicht lösen kann. Die Bühne und Kostüme von Vasilis  Triantafillopoulos und Herbert Schäfer zeigt ein klassizistisches Portal, bzw. eine große Scheibe. Alles sehr ästhetisch und schön gelungen.

Gluck ist wohl der Komponist, der am reinsten den klassizistischen Stil in Musik umsetzen konnte. Zum Glück ist die Zeit vorbei, in der man ihn als Wagnerianer interpretierte. Im Gegenteil, Gluck inspirierte Wagner, aber auch Beethoven und viele Franzosen, besonders Berlioz. Das ist aus seiner Musik leicht herauszuhören.

René Jacobs gelang mit der Akademie für alte Musik Berlin eine geradezu exemplarische Interpretation. Der Arnold Schoenberg Chor bestätigte wiederum seine vorzügliche Qualität. Alles zusammen bildete eine hervorragende Basis für einen großen Erfolg.

Die Schar der Solisten war bestens zusammen gestellt. Alle zeigten den höchsten sängerischen und darstellerischen Einsatz. In der Titelrolle war der „Star des Hauses“ Bejun Mehta eingesetzt. Bei seiner Leistung kann man erahnen, welchen Zauber einst die Kastraten auf das Publikum ausübten. Als Counter gehört er zur Weltspitze. Seiner Suche nach dem Vater Ulisse schließt sich sein Freund Merione an. Es ist eine Hosenrolle, von Anett Fritsch virtuos gesungen. Auf der Insel der Circe entdecken sie, die seit langem entführte Schwester Meriones, namens Asteria. Diese wird von Valentina Farcas berührend gesungen. Telemaco und Asteria wurden sehr bald ein Liebespaar, das nach vielen Hindernissen endlich glücklich sich in die Arme nehmen kann.

Mit fulminantem Einsatz in jeder Hinsicht, überzeugt Alexandrina Pedantschanska als Zauberin Circe. Sie singt und spielt mit dem Feuer einer totalen Hingabe. Sie machte einen ganz starken Eindruck Nicht verwunderlich, dass sie allergrößten Beifall errang. Ulisse, Vater des Telemaco und Circe völlig verfallen, wurde von Rainer Trost verkörpert. Einst als Mozartsänger bekannt, wurde seine Stimme mit der Zeit dramatischer. Er setzt sich voll ein, was man anführen kann ist, dass sich seine Stimme in der Höhe nicht wirklich öffnet.

Die Aufführung erhielt allergrößten Beifall und erwies sich als eine der gelungensten Produktion des Hauses in den letzten Jahren. Es war ein ganz großartiges Erlebnis.  Wer die Produktion nicht sehen konnte, hat wahrlich etwas versäumt.

Martin Robert BOTZ

 

 

Diese Seite drucken