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WIEN / Theater an der Wien: MAZEPPA (konzertant)

22.02.2019 | KRITIKEN, Oper


Foto: Irene Cymbal

WIEN / Theater an der Wien:
MAZEPPA von Peter Iljitsch Tschaikowski
Gastspiel der Helikon-Oper, Moskau
Konzertante Aufführung
21.
Februar 2019

Wer immer Tschaikowskis „Mazeppa“ hört, fragt sich, warum dieses Werk im Westen so selten gespielt wird. Wahrscheinlich, weil es so „anders“ ist, weil es dem Klischee des „eleganten“ Tschaikowski mit seinen in noblen Adelskreisen spielenden Opern („Eugen Onegin“, „Pique Dame“) so gar nicht entspricht. „Mazeppa“ (übrigens auch auf einer Puschkin-Erzählung basierend) ist ein Stück russischer Geschichte aus dem 17. Jahrhundert, eine Choroper, die in ihrer Macht und Kraft an Mussorgski erinnert. Auf der Bühne würde sich rund um den ukrainischen Kosakenführer, seine Liebe und seine Bluttaten das Problem des „historischen Schinkens“ ergeben – also macht man im allgemeinen einen Bogen um das Werk. Wie hörenswert es ist, konnte man in einer konzertanten Aufführung im Theater an der Wien erleben.


Das Moskauer Stammhaus

Die Moskauer Helikon-Oper ist nicht so berühmt wie das Bolschoi, nicht so berühmt wie das Kirow / Marinskij in St. Petersburg, hat aber in Russland als „alternatives“ Haus einen guten Ruf. Dass die Interpreten ihren „Mazeppa“ im kleinen Finger haben, zeigte sich beim Wiener Gastspiel sofort. Es gab nicht ein Notenpult, wie sonst bei konzertanten Aufführungen üblich, die Sänger agierten als Darsteller, wie sie es von der Bühne, von ihrer heimischen Aufführung gewohnt sind – nur dass der Chor eben starr im Hintergrund saß. Im übrigen wurde große Lebendigkeit erzielt.

Dass nicht alle Sänger allerhöchstes Niveau erklommen, schmälerte den „gewaltigen“, vorauspreschenden, auch sehr laut-wirkungsvollen Gesamteindruck nicht. Den meisten Beifall enthielt der „schwarze“ harte Baß von Mikhail Guzhov in der Rolle des Vaters der Heldin Maria. Jene Szene, in der er zum Tode geführt wird, sang er eindrucksvoll mit „gebrochener“ Stimme. Der Titelheld war bei dem Bariton Aleksei Isayev in guten Händen. Die Maria der Olga Tolkmit klang stellenweise überfordert, warf sich aber mit so überzeugender Leidenschaft in die hochdramatische Partie, dass Tremolo und spitze Töne dazu zu gehören schienen. Kraftvolle Stimmen auch in den Nebenrollen und ein Chor, der das Haus geradezu überrollte.

Eugeny Brazhnik am Pult seines Orchesters reizte die Partitur mit gnadenloser Kraft aus. Begeisterung im nicht ganz vollen Haus. Sie galt den Interpreten, aber auch dem Werk, das durchaus einer Aufführung wert wäre, selbst wenn es einen Regisseur vor eine knifflige Aufgabe stellen würde.

Renate Wagner

 

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