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Wien/ Theater an der Wien: MATHIS, DER MALER

24.12.2012 | KRITIKEN, Oper

Großer Erfolg für das Theater an der Wien: „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith (Vorstellung: 23. 12. 2012)


„Mathis der Maler“ in einer opulenten Inszenierung von Keith Warner im Theater an der Wien (Foto. Werner Kmetitsch)

 Mit dem Meisterwerk „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith feierte das Theater an der Wien einen großen Publikumserfolg. Die Oper, deren geplante Uraufführung in Deutschland von den Nazis verboten worden war, wurde 1938 in Zürich uraufgeführt. Das Libretto, das Episoden aus dem Leben des Malers Matthias Grünewald zeigt, dem Schöpfer des großartigen Isenheimer Altars, verfasste der Komponist selbst.

 Keith Warner gelang eine opulente Inszenierung, die durch ihre subtile Personenführung besticht und die Zeit der Bauernkriege und der Reformation packend widerspiegelt. Der Regisseur nützte dabei alle technischen Möglichkeiten der Drehbühne geschickt aus und wurde dabei großartig unterstützt von Johan Engels, der mit einer genialen Idee aufwartete und den Gekreuzigten aus Grünewalds Isenheimer Altar als riesige Skulptur zum Zentrum der Bühnen machte, die – gedreht, zerlegt, von innen rot beleuchtet (Lichtdesign: Mark Jonathan) – in jeder Szene bühnenbeherrschend war. Die zur Reformationszeit passenden Kostüme entwarf Emma Ryott.

 Der in Wien von vielen Aufführungen in der Staatsoper und Volksoper bekannte Bariton Wolfgang Koch bot als Maler Mathis, der auf Seiten der Reformation gegen die katholischen Landesherren steht und für den scheinbar toleranten Bischof von Mainz arbeitet, eine herausragende Leistung. Etwas zurückhaltend im Spiel, hatte er dennoch eine starke Bühnenpräsenz und brillierte mit seiner kräftigen, ausdrucksstarken Stimme, mit der er die Zerrissenheit seiner Rolle zwischen Kunst, Politik und Religion wiederzugeben verstand. Eine Idealbesetzung! Ebenso überzeugend Franz Grundheber, der mit warmer Baritonstimme und edler Haltung den reichen protestantischen Mainzer Bürger Riedinger eindrucksvoll gab, und Manuela Uhl als seine Tochter Ursula, die mit ihrem dramatischen Sopran und ihrem leidenschaftlichen Spiel alle Schwierigkeiten ihrer Rolle meisterte.

 Als Albrecht von Brandenburg, Kardinal Erzbischof von Mainz, musste Kurt Streit des Öfteren bis an die Grenzen seiner Tenorstimme gehen, gestaltete aber die konfliktträchtige Rolle mit großem schauspielerischem Können. Stimmlich wie darstellerisch exzellent der Tenor Raymond Very als Hans Schwalb, der Führer der aufständischen Bauern, und die Sopranistin Katerina Tretyakova als seine Tochter Regina. Aus dem großen Ensemble seien noch genannt: der Tenor Charles Reid, der zwar stimmlich etwas abfiel, aber die Rolle des Kardinalsberaters Capito recht eindringlich spielte, und die im Vorjahr ins Sopranfach gewechselte Magdalena Anna Hofmann als von den Bauern geschändete Gräfin Helfenstein, deren Spiel sehr eindrucksvoll zur Wirkung kam.

 Stimmgewaltig präsentierte sich der Slowakische Philharmonische Chor (Leitung: Blanka Juhaňáková), der als katholische und evangelische Bürger sowie als aufständische Bauern von der Personenführung des Regisseurs stark profitierte. Die Wiener Symphoniker bewiesen unter der engagierten Leitung von Bertrand de Billy erneut, welch hervorragendes Orchester sie sind. Sie gaben die stark illustrative Partitur des Komponisten, die enorme Leuchtkraft ausstrahlt und in vielen Farben schillert, in allen Nuancen wieder.

 Das begeisterte Publikum jubelte am Schluss dem Orchester und seinem Dirigenten genauso zu wie dem gesamten Sängerensemble, wobei es für Wolfgang Koch, Franz Grundheber, Manuela Uhl, Raymond Very und Katerina Tretyakova viele Bravorufe gab.

 

Udo Pacolt, Wien – München

 

 

 

 

 

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