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WIEN/ Theater an der Wien: LA DONNA DEL LAGO von Rossini – Premiere

10.08.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN: Theater an der Wien:  LA DONNA DEL LAGO      Premiere 10. 8. 2012

Eine höchst romantische Oper in einer völlig prosaischen Inszenierung. Rossinis Musik entspricht bereits ganz dem Lebensgefühl der Romantik. Das alles völlig zu zertrümmern gelingt dem Regisseur Christof Loy und seinem Ausstatter Herbert Murauer.

Im Libretto ist die Rede von der Natur der schottischen Highlands und vom See. Was sieht man? Einen Wirtshaussaal mit einer Bühne im Hintergrund. Dazu gibt es hässliche Kostüme der Nachkriegszeit, die Damen sind da noch „bevorzugt“, besonders unansehnlich ist Elene gekleidet. Die Regie negiert die Handlung und zimmert dafür eine verquere Geschichte. Im 2. Akt wird dafür sogar Giselle oder Schwanensee gespielt. Tänzerinnen huschen über die Bühne. Ganz zertrümmert wird die Schlussszene mit dem berühmten Rondo „Tanti affetti“ durch allerlei Faxen und „Weggetretensein“ der Protagonistin. Das ist die Leistung des Regisseurs und Ausstatters.

Leo Hussein leitet das RSO Wien. Von der Virtuosität der Musik, die Rossini so hinreißend komponierte geht, vor allem durch die Uninspiriertheit der Regie und die Zerissenheit, welche Loy störend einbringt leider viel verloren. Der Arnold Schoenberg Chor singt sehr gut, ist aber ebenfalls in absurde Aktionen eingebunden.

Elene, die Dame vom See, wird von Malena Ernmann gesungen. Sie ist hier ein Mädchen „nicht von dieser Welt“ und spielt, wie in Trance, dazu sehr hässlich angezogen. Dass ihre große Szene „Tanti affetti“ zerlegt wird, schrieb ich bereits. Ihr Timbre ist nicht so schön und nicht mitreißend. Man darf da nicht an Frederica von Stade, Daniella Barcellona oder Joyce DiDonato denken. Da ihr geliebter Malcom hier zu einer unwirklichen Person wird (es ist eine Hosenrolle), der einmal als Frau, dann im Kilt als Clan-Chef, dann als Doppelbild der Braut erscheint und zum Schluss wie ein Phantom ganz aus der Handlung verschwindet, komplettiert nur die sinnlose Regie. Immerhin hat Varduhi Abrahamyan einen ausgesprochen schönen Alt: ausgeglichen, mit satten Tiefen, ein rundes hübsches Timbre. Einzig die Expansion bei gewissen Stellen ist noch begrenzt. Wenn ihr Volumen diesbezüglich größer wird, könnte viel aus ihr werden.

Uberto, eigentlich der schottische König James V., verliebt sich heftig in Elena. Dem Libretto nach verzichtet er aber, da er die große Liebe von Elene und Malcom bemerkt. Nicht hier, denn da kommen Uberto und Elena wie im Traum zusammen. Der offensichtlich noch recht junge Luciano Botelho hat ebenfalls ein sehr schönes Timbre, beste Höhen, eine gewisse  sympathische Ausstrahlung, sichere Geläufigkeit für Rossini. Was ihm noch fehlt ist (wie bei Frau Abrahamyan) die Kraft, stimmlich zu expandieren, die anderen zu übersingen. Wenn er die noch gewinnt, könnte man auch von ihm noch viel hören.

Dem Clan-Chef und Königsgegner Rodrigo wurde vom Vater Rodrigo die Hand seiner Tochter Elena versprochen. Gregory Kunde ist dieser Häuptling. Er ist ja seit Jahren bekannt und sang und singt an vielen Häusern. Er hat Kraft in der Stimme, wohl auf Geheiß des Regisseurs muss er diesmal schmettern, was das Zeug hält. Er ist ein erfahrener Sänger und hat keinerlei Mühe mit seinen Aufgaben.

Eine Art Sprechgesang vernimmt man vom Vater Douglas/Maurizio Muraro. Dann gibt es im Stück noch zwei kleinere Rollen: Albina/Bénédicte Tauran und Serano/Eric Armann.

Für die Sänger und den Dirigenten gab es undifferenziert großen Beifall und zahlreiche Bravos. Das Produktionsteam wurde mit vielen Buh-Rufen bedacht.

Eine wunderschöne Rossini-Oper, leider von der Regie geschädigt.

Martin Robert BOTZ

 

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