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WIEN/ Theater an der Wien: IL TRITTICO – Premiere

10.10.2012 | KRITIKEN, Oper

Theater an der Wien: IL TRITTICO Premiere am 10. 10. 2012

IL TABARRO – SUOR ANGELICA – GIANNI SCHICCHI

Puccinis Il Trittico fasst drei Einakter zusammen, die aber keinen Handlungsbezug haben. Zuerst ein Beziehungsdrama, dann eine persönliche Tragödie und zuletzt noch eine Erbschleicher-Komödie. Die drei Werke werden auch nur äußerst selten als Ganzes aufgeführt. Ich selbst sah das nur einmal 1979 an der Staatsoper. Der „Gianni Schicchi“ wird relativ oft gespielt, „Il tabarro“ eher selten und die „Suor Angelica“ kaum einmal.

Die Direktion des Hauses probierte es nun mit dem Regisseur Damiano Michieletti und hatte großen Publikumserfolg damit. Bereits durch das Rossini-Festival in Pesaro kannte ich manche seiner Arbeiten. Er macht alte Geschichten zu modernem Regietheater, er verfälscht dabei nicht die Handlung. Es gelingt ihm, die Sänger zu tollen Schauspielern zu machen. Zum ersten Stück: Beziehungsdramen passieren immer wieder. Dass irrige Vorstellungen über Gott und Verachtung anderer Menschen als Vorwand für Terroristen und religiöse Fanatiker, um ihre furchtbaren Taten zu rechtfertigen dienen, erleben wir stets aufs Neue. Habgier ist schließlich eine sehr verbreitete menschliche Eigenschaft. Der Regisseur schafft das alles großartig umzusetzen. Die beiden Dramen werden pausenlos zusammengefasst mit Verwandlung auf offener Bühne. Dann erst kommt eine Pause.

Die Bühne von Paolo Fantin zeigt Container für den Frachtkahn des Michele, diese verwandeln sich in einen großen Waschraum und die Zelle der Angelica. Aus dem Kloster wurde so etwas wie eine Strafanstalt – unseligen Angedenkens – für junge Frauen, schließlich wird daraus eine ganz bunte Wohnung des eben verstorbenen Buoso Donati daraus. Die Kostüme von Carla Teti passen gut zu dieser Interpretation.

Da der vorgesehene Dirigent Kyrill Petrenko krankheitshalber absagen musste, kam der junge Rani Calderon zum Dirigat. Er überzeugte und konnte Sänger und Orchester gut und sicher führen Man wird von ihm sicher noch hören. Das ORF-Radio Symphonieorchester Wien zeigte sich voll motiviert und in sehr guter Verfassung. Wie immer verlässlich der Arnold Schoenberg Chor, dazu noch die Gumpoldskirchner Spatzen als Kinderchor.

Die Solisten überzeugten durch ihre volle Identifikation mit ihren Rollen, nicht so sehr durch auffallende Stimmschönheit. Der bekannte Bariton Roberto Frontali ist Michele und Schicchi. Ohne Pause wurde Patricia Racette aus der Giorgetta die Angelica. Sie singt vor allem in Amerika, wo sie recht bekannt ist. Sie lebt sich voll in ihre Rollen ein.

Stella Grigorian hatte sogar drei Rollen, zuerst als Frugola, wurde sie zur Badessa und zuletzt zur Ciesca. Nicht ganz ungefährdet schien Maxim Aksenov als Liebhaber Luigi. Ganz hübsch sang Ekaterina Sadnovikova die Lauretta und Paolo Fanale den verliebten Rinuccio. Ganz stark war schließlich Marie-Nicole Lemieux als eine herzlose, unbarmherzige Pricipessa und später als eine umwerfend komische Zita. Dazu gab es noch eine Menge kleiner und kleinster Rollen.

Es gab großen Beifall, ja Begeisterung zum Abschluss. Diese Inszenierung zählt sicher zu den stärksten Erfolgen des Hauses und wird wohl für jeweils ein volles Haus sorgen.

Martin Robert BOTZ

 

 

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