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THEATER AN DER WIEN: „GUILLAUME TELL“ am 18.10.2018
Das ist Rossinis letztes Bühnenwerk, ebenso das letzte komplette Drama von Friedrich von Schiller, sein Demetrius blieb unvollendet. Er starb bald danach an vermeintlicher Tuberkulose. Rossini frönte seinem Hobby Essen und Kochen. In den Pariser Patisserien war die „Tarte Guillaume Tell“ der begehrteste Apfelkuchen Er wurde mit einem Apfel mit Zuckerguss, in dem ein Pfeil steckte, serviert. Diese Tarte wurde von Maitre Antoine Careme kreiert, Leibkoch der Rothschilds und glühender Verehrer von Rossini. Mit dem Tell komponierte Rossini eine Grand Opera, mit allem Drum und Dran, große Chöre sowie Ballett. Allerdings sind auch seine vorangegangenen Opere serie oder semiserie musikalisch völlig unterschiedlich zu seinen komischen. Einzig, dass sich so manche Ouvertüre weiterverwenden ließ wie am Beispiel des „Barbiere“ und der „Elisabetta, regina d `Ingilterra“. Auch der „Mose“ ist bereits eine französische Oper, aber dennoch wie „Otello“, „Ermione“, „Maometto II.“ und diverse andere sind sie alle belcantesk (und speziell für alle Tenöre äußerst heikel).
Die Umsetzung des Theater an der Wien ist natürlich zeitversetzt, und in einem Stil mit dem Motto: nichts Neues an Ideen, aber dennoch kein Glaube an die Stärke der Musik und noch weniger an Schillers Drama. Also wird die Ouvertüre dümmlich bebildert, eine Leiche im Schnee wird so weggezogen, dass sie wie eine breite Schneeschaufel wirkt, mit der die Straße gereinigt wird. Dann wird im Schlussteil der Ouvertüre der Arnold Schönberg Chor, der später noch sehr stark und hervorragend sang als Schneekehrer missbraucht. Das und noch viel mehr Nichtsagendes wurde von Torsten Fischer/Inszenierung, Herbert Schäfer und VVVasilis Triantafillopoulos/Ausstattung und Torsten Fischer und Franz Tschek/Licht sowie Jan Frankl/Video serviert.
Die musikalische Leitung besorgte Diego Mathieuz sehr undifferenziert und immer knapp zu laut, die feine Kantilenen und Phrasen bleiben auf der Strecke. Auch wenig Rückrichtnahme auf die Sänger ist zu vermerken.
Die Titelrolle sang Christoph Pohl, der in Bregenz eine tolle Leistung als böser „Cenci“ bot. Hier war er im Vergleich dazu eher blass. Die Stimme trägt wohl gut, aber er ist einfach kein Belcantosänger. Alles in allen sehr bemüht und auch ausdrucksstark und sympathisch. Arnold Melctal ist eine Paraderolle des Pesaro erprobten Tenors John Osborn, der mit den sicheren Höhen nur so um sich warf: Sehr gut auch seine angebetete Mathilde, die bei Schiller schlicht Berta (allerdings von Bruneck) heißt, Jane Archibald ist ebenso genau der Stimmtyp, Belcanto vom Feinsten und eine flexible Gurgel für diverse Koloraturen. Melctal ist hier nicht der Vater von Arnold, dafür war ein Priesterkostüm vorgesehen also muss er Frère und nicht Père angesprochen werden, warum, dies sollte man den Dramaturgen Herbert Schäfer fragen? Jerome Varnier sang diesen nicht so alten Melctal mit angenehmen Bass. Eine weniger schöne Erscheinung, mehr wie ein Zombie muss Lukas Jakobski mit etwas ungeschliffenen Bass als Leuthold spielen. Ante Jerkunica war ein widerwärtig bösartiger Gessler mit eher fahler, wenig schön timbrierter Stimme. Also durchaus zur Rolle passend. Hedwige, Tells Gattin sang Maria Claude Chappuis mit angenehm durchschlagskräftiger Stimme. Entzückend der tapfere Jemmy von Anita Rosati. Sam Furness war ein unauffälliger Rudolph. Eine schöne Tenore di grazia Stimme zeigte Anton Rositsky als Ruodi, der immer besoffen mit der Flasche in der Hand herumzappeln muss. Der Mitverschwörer am Rütli, Walter Fürst wird am Ende als Fürst – neuer Anführer verkleidet, obwohl er nur Fürst heißt. Edwin Crossley-Mercer spielte diesen gut und sang brav..
Wie schon eingangs erwähnt, der Schönberg Chor unter Erwin Ortner von gewohnter Qualität, das Orchester, die Wiener Symphoniker waren diesmal weniger gut geführt.
Die Bühne bot wenig Freude, man kann das Sessel herumtragen ebenso wenig noch sehen wie Sturmgewehre und anderes Kriegsspielzeug, sowie permanent hässliche Kostüme. Das Stück selber hat eine starke Aussage, da braucht es nicht noch die extra Keule, wie auf und abfahrende Brücken um Unterdrückung vorzugaukeln. Ich denke doch, dass der „Tell“ auch heute noch im Lehrplan der Schulen eine Rolle spielt.
Ich will die Tarte nicht vorenthalten: 60g Butter, 60g zerlassene Butter, 4 apfelförmig ausgestochene Weißbrotscheiben von 5mm Dicke, 12 rechteckige Weißbrotstreifen von 5mm Dicke und 5cm Länge, 12 Äpfel mit feiner Säure, Schale von eineinhalb Zitronen, 1 Messerspitze Zimt, 3 –4 EL Marillenmarmelade, eine große runde Weißbrotscheibe zum Bedecken der Form., 200g frisches Marillenpüree.
Eine Charlottenform von 1l Fassungsvermögen mit Butter ausstreichen, die Weißbrotscheiben in der flüssigen Butter schwenken und die Form damit auslegen, die Apfelförmigen am Boden legen und die Wände mit den Rechtecken bedecken.
Den Backofen auf 170 Grad aufheizen, die Äpfel schälen, in 1/4 schneiden und in Butter mit Zitronenschale und Zimt weich kochen, dann mit der Marillenmarmelade vermengen. Dieses Gemisch in die Form gießen und den ebenfalls in zerlassener Butter geschwenkten Weißbrotdeckel darauf geben und ab ins Rohr für etwa 35 Minuten. Dann die Türe des Backrohrs öffnen und 10 Minuten die Charlotte ruhen lassen. bevor man sie aus der Form stürzt und noch warm oder kalt serviert. Ein Fruchtmarkspiegel aus pürierten Marillen gehört sicher noch dazu. Guten Appetit.
Elena Habermann