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WIEN/ Theater an der Wien: BÉATRICE ET BÉNÉDICT – Premiere

17.04.2013 | KRITIKEN, Oper

Theater an der Wien/BEÁTRICE ET BÉNÉDICT Premiere 17. 4. 13

Hector Berlioz in ganz ungewohnter Weise. Man erwartet von diesem Komponisten riesenhafte, groß besetzte und stark instrumentierte Werke, die kräftiger Stimmen bedürfen. Seine letzte Oper ist jedoch ein mit leichter Hand geschaffenes Werk, luftig und leicht und es bedarf lyrischer Stimmen. Die Auswahl der Szenen aus Shakespeares Werk ist nicht immer gut gelungen, ebenso wenig die Verteilung der Gesangsnummern. So sind z. B. bei der vielleicht schönsten Nummer des Werkes, einem Duett für zwei Frauenstimmen, zwei Nebenrollensängerinnen eingesetzt und nicht die Béatrice. Das ist sicherlich ein dramaturgischer Fehler. Zur Handlung: Béatrice ist kratzbürstig und Bénédict will nie heiraten. Nach mancherlei Verwirrungen kommen sie doch zusammen, die Männer kommen zu Beginn der Oper aus einem Krieg zurück, das ist kurz gefasst in etwa die Handlung, nach der Komödie „Viel Lärm um Nichts“.

Regisseur Kasper Holten fand mit leichter Hand eine munter fließende, temporeiche, witzige Umsetzung der Geschichte. Die Bühne von Es Devlin (sie nennt sich wirklich so) entwarf die Bühne: es ist ein halbrunder Theaterraum mit einem Rang. Die Drehbühne wird oft gebraucht und ist zudem geschickt gebaut. Die Kostüme von Moritz Jung erinnern an die Zeit nach 1900.

Der Dirigent Leo Hussain fand eine spritzige Interpretation des heiteren Werkes. Das RSO Wien spielt das Werk hörbar mit großer Freude und Motivation. Nicht zuletzt soll der „Haus-Chor“, d. h. der Arnold Schoenberg Chor mit seinem Leiter Erwin Ortner für seine immer ausgezeichnete Leistung gelobt werden.

Das Paar Béatrice und Bénédict, welches lange braucht um zueinander zu finden passte figürlich und stimmlich sehr gut. Es waren Malena Ernman und Bernhard Richter. Sie spielten auch sehr beweglich und typengerecht, zudem waren sie gesanglich sehr ansprechend.

Das bereits seit Beginn miteinander verbandelte Paar Héra und Claudio ist Christiane Karg und Nikolai Borchev anvertraut. Sie machen ihre Sache sehr gut. Wohl nur wegen des besonders schönen Duetts für zwei Frauenstimmen für Héra und Ursule wurde letztere Rolle geschaffen. Diese wurde von Ann-Beth Solvang schönstimmig gesungen. Wie bereits erwähnt schloss Berlioz gerade hier die Titelrollensängerin aus, was nicht ganz verständlich ist. Weiters gibt es noch den Gouverneur Don Pedro, von Martin Snell gesungen, den General Léonato mit Thomas Engel besetzt. Und dann noch mit Miklós Sebestyén die komische Rolle des Komponisten und Kapellmeisters Somarone. Da gibt es eine lustige Gesangsprobe und er darf in einer der wenigen verbliebenen Sprechszenen statt französisch, ein ungarisch akzentuiertes Deutsch sprechen.

Trotz der dramaturgischen Mängel war es schön, diese Rarität eines gänzlich „anderen“ Berlioz zum ersten und wohl auch zum letzten Mal auf der Bühne erlebt zu haben. Zum Finale gab es keinen großen Jubel, aber doch schönen Beifall. Als leichte „Sommerkost“ kann man das rare Werk durchaus empfehlen.

Martin Robert BOTZ

 

 

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