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WIEN/Theater Akzent: „BALLETT GALA “. – festlicher Abend mit Maestro Igor Zapravdin & Stars des Balletts

WIEN/Theater Akzent – 02.07.2022: „BALLETT GALA “. – festlicher Abend mit Maestro Igor Zapravdin & Stars des Balletts

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Maestro Igor Zapravdin feiert 30 Jahre Zugehörigkeit an der Wiener Staatsoper. Foto: Ashley Taylor

Mit der Ballettgala „Maestro & Stars des Balletts“ als Veranstaltung „Artists for Peace“ feierte Maestro Igor Zapravdin im Theater Akzent gemeinsam mit vielen Tänzerinnen und Tänzern des Wiener Staatsballetts sowie internationale Gaststars sein Jubiläum von 30 Jahren Zugehörigkeit zur Wiener Staatsoper. Entsprechend seinem Lebensmotto, dass sein Herz und seine Seele sowohl der Musik als auch dem Tanz gehören, war nicht nur die Musik verbindendes Element in dieser Vorstellung, sondern es gab neben einer gelungenen Mischung aus klassischem Ballett und zeitgenössischen Piecen auch Gesang zu erleben.

Im Kindesalter daheim in Sewastopol erhielt Igor Zapravdin Ballett- und Klavierunterricht. Die Entscheidung für das Klavierspiel ließ ihn seine Ausbildung in Moskau fortsetzen und abschließen – die Leidenschaft für das Ballett stillte er mit Besuchen in den Aufführungen vom Bolschoi Ballett. Als er 1992 mit dem Russischen Staatsballett, wo er als Korrepetitor tätig war, auf Gastspiel nach Wien kam, wurde er von der damaligen Ballettchefin Elena Tschernischova engagiert und begleitet seither „seine Compagnie“ beim Training, den Proben oder den Aufführungen am Flügel bzw. erarbeitete er die musikalischen Fassungen von Balletten wie „La Bayadère“ in der Choreografie von Vladimir Malakhov und von „Le Corsaire“ von Manuel Legris. Mit eindringlichem, gefühlsvollem wie perlendem Spiel begleitete Maestro Zapravdin seine Gäste ebenso an diesem Gala-Abend. 

Auch Yuri Revich spielte wie bereits bei früheren Anlässen in seiner Verbundenheit mit dem Ballett an diesem Abend.  Der österreichische Geiger russischer Herkunft stammt aus einer Dynastie an Violine-Spielern und spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Violine. Er absolvierte sein Studium an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Als Solist trat er mit verschiedenen renommierten Orchestern bei weltweiten Auftritten auf. Seit 2016 spielt Yuri Revich  eine Stradivaria aus dem Jahr 1709, die ihm von der Goh Family Foundation zur Verfügung gestellt wird.

Zur Einstimmung nach dem Entrée und den einleitenden Worten der Moderatorin Ingrid Tichy-Luger sang Alisa Tkachenko eine Arie aus der Oper „Gianni Schicchi“ von Giacomo Puccini. Die gebürtige Ukrainerin gefiel mit wohlklingendem vollem Sopran.

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Emotional: Eno Peci mit Maria Yakovleva in „Opus 25“. Foto: Ashley Taylor

Das Publikum zeigte sich besonders erfreut über die Gelegenheit, noch einmal die beliebten Tänzerinnen Maria Yakovleva und Rebecca Horner auf der Bühne erleben zu können, bevor diese für ein Sabbatical-Jahr an andere Ballettensembles wechseln: während Maria Yakovleva in der kommenden Saison im Ungarischen Nationalballett engagiert ist, wird Rebecca Horner in den Niederlanden auftreten. In „Opus 25“ tanzte Maria Yakovleva mit Eno Peci einen eindringlichen wie subtilen Pas de deux – dieses Stück zur Musik von Frederic Chopin hatte Eno Peci 2017 für die „Gala des Etoiles“ in Luxemburg kreiert. Eno Peci war dann noch in einem weiteren seiner Piecen zu sehen, und zwar in dem beklemmenden Solo „Ankth“, albanisch für „Angst“ (Musik: Kimmo Pohjonen): alleine im Bühnendunkel nur mit einer schwingenden Lampe. 

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Amüsant: Andrey Kaydanovskiy und Rebecca Horner in „Cacti“. Foto: Ashley Taylor

Rebecca Horner sorgte im Pas de deux mit ihrem Mann Andrey Kaydanovskiy für die amüsanten Momente in dieser Aufführung: im Ausschnitt aus „Cacti“ von Alexander Ekman (Musik: Joseph Haydn) sind die (fiktiven) Gedanken der beiden zu vernehmen, während sie offensichtlich gemeinsam ein Stück proben. Zuvor war die vielseitige Tänzerin mit „Violetta“  einer Arie aus Giuseppe Verdis „La Traviata“ zu erleben (Choreografie: Ingeborg Tichy-Luger).

Elegant wie stets präsentierte sich die grazile Olga Esina mit dem feinsinnig getanzten Solo „Der Sterbende Schwan“ (Choreografie: Michail Fokine zur Komposition von Camille Saint-Saëns aus dem „Karneval der Tiere“)

Grandios war Ioanna Avraam mit Masayu Kimoto im sensibel getanzten Pas de deux „Luminous“ (Musik: Max Richter)  in der Choreografie von András Lukács – der ehemalige Halbsolist im Wiener Staatsballett ist nun artistischer Direktor der Ballettcompagnie von Győr.

Leidenschaftlich-feurig gestalteten Ketevan Papava und Robert Gabdullin (ehemaliger Erster Solotänzer im Wiener Staatsballett und jetzt Pädagoge in der Ballettakademie der Wiener Staatsoper) den Ausschnitt aus „Don Quixote“  mit dem Auftritt von Mercedes und Espada (Musik: Ludwig Minkus, Choreografie: Igor Belsky, Marius Petipa, Alexander Gorsky)

„Mersy“ wurde von Javier Gonzalez Cabrera interpretiert, kreiert von Florient Cador, Tänzer und Choreograf im Europaballett St. Pölten, in fließend harmonischer Bewegungssprache zu einer Komposition von Max Richter.   

Zu diesem besonderen Jubiläum gab es auch ein Wiedersehen mit den ehemaligen Tänzerinnen der Wiener Compagnie Natasha Kusch und Irina Tsymbal. Erstere berührte zunächst als ätherische Giselle mit dem Adagio von Adolphe Adam aus dem 2. Akt (Choreografie: Jean Coralli, Jules Perrot, Marius Petipa) mit Davide Dato als einfühlsamen Partner; nach der Pause gefiel sie im Ausschnitt aus „La Esmeralda“ mit dem überzeugenden Edward Cooper (Musik: Riccardo Drigo, Choreografie: Marius Petipa).

Irina Tsymbal zeigte ein balletthistorisches Kleinod mit dem Solo „Kalifornischer Mohn“: in der Choreografie von Anna Pavlova (Musik: Piotr. I. Tschaikowski) tanzte sie in einem einer Mohnblüte nach empfundenem stilisiertem Kleid.

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Anna Chiara Amirante und Alessandro Staiano im Adagio aus „Schwanensee“. Foto: Ashley Taylor

Auch zahlreiche Gäste waren unter den tanzenden Gratulanten, die Igor Zapravdin zu seinem Jubiläum mit ihrem jeweiligen Beitrag beglückwünschten. Aleksandra Liashenko gefiel mit Gasttänzer Maxim Woituil (Principal Dancer Polish National Ballet) in der Szene aus „Romeo und Julia“ – beide ausdruckstark rollenentsprechend ihre Liebe zueinander ausstrahlend (Musik: Sergei Prokofjew, Choreografie: Leonid Lavrovsky). Francesco Daniele Costa tanzte mit Diana Zinchenko (Studierende bei „DanceArts“) den Pas d’Esclave  aus „Le Corsaire“ zur Komposition von Peter von Oldenbourg in der Choreografie von Marius Petipa. Unter den weiteren Gaststars dann Anna Chiara Amirante und Alessandro Staiano vom Teatro San Carlo in Neapel mit dem Adagio von Pjotr. I. Tschaikovski aus „Schwanensee“, das die beiden sehr stimmig in der Choreografie von Marius Petipa zelebrierten.

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Stilvoll: Dinu Tamazlacaru und Iana Salenko im „Fanny Elßler-Pas de deux“. Foto: Ashley Taylor

Auch Dinu Tamazlacaru (Principal Guest/Staatsballett Berlin) und Iana Salenko (Erste Solotänzerin/Staatsballett Berlin) ließen es sich nicht nehmen, für diesen besonderen Anlass nach Wien zu kommen und hier aufzutreten. Gefielen die beiden bereits ausnehmend gut vor der Pause mit dem „Fanny Elßler Pas de deux“ (Musik: Jean-Madeleine Schneitzhoeffer, Choreografie: Pierre Lacotte) im romantischen Stil, so wurden sie mit dem Pas de deux aus „La Halte de Cavalerie“ (Musik: Ivan Armsheimer, Choreografie: Marius Petipa) umjubelt.

Fulminanter Schlusspunkt des Abends war das von Jubilar Igor Zapravdin arrangierte und gespielte Potpourri aus Ballettmusiken. Minutenlanger Applaus gab es dann beim abschließenden Finale zur Melodie des eingespielten ukrainischen Volkslieds „Schtschedryk“ für das Defilee und die Verbeugung aller Künstlerinnen und Künstler. Ira Werbowsky

 

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