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WIEN/ Theater a.d.Wien: IOLANTA/ FRANCESCA DA RIMINI – Premiere

19.01.2012 | KRITIKEN, Oper

Theater an der Wien:  IOLANTE – FRANCESCA  DA  RIMINI – Premiere 19.1.2012


Francesca da Rimini: Saimir Pirgu, Olga Mykytenko. Foto: Barbara Zeininger

Ein Doppel Tschaikowski und Rachmaninow. Zeitlich nahe beisammen1892 und 1906, stilistisch jedoch ziemlich unterschiedlich. Das erste Werk ist in sehr romantischem, seelenvollen Stil, das zweite mit sehr viel Dramatik und Orchesterfluten aufgeheizt (a lá Richard Strauss). Durch die fabelhaft Anna Netrebko im letzten Sommer in Salzburg kam die Iolante wieder ins Gedächtnis zurück. Regisseur Stephen Lawless wollte überbehütete Frauen zeigen, die damit von ihren Schützers vom Leben ferngehalten werden.

Iolante ist blind und wird von ihren Vater König René in ein Traumschloss eingeschlossen. Sie wird gänzlich im Unklaren über ihre Blindheit gelassen. Bis der Ritter Vauémont eindringt und durch seine Liebe sehend macht.

Francesca wird durch den schönen Paolo für seinen Bruder Lanceotto, der hässlich und behindert ist, als Braut geworden. Der überwacht sie angstvoll. Es kommt, wie es kommen muss: Francesco und Paolo verlieben sich beim Lesens ritterlichen Liebesromane ganz heftig. Der misstrauische Bruder lässt beide ermorden.

Benoit Dugardyn stellt eine Halbkugel auf die Bühne. Im ersten Teil ganz in unschuldigem Weiß, es ist die Welt der Iolanta. Draußen ist die gefährliche Welt. Lawless macht eine recht gute Personenführung. Das Stück spielt in einer Märchenzeit, bis ganz zum Schluss Rotarmisten eindringen und der rote Stern gezeigt wird. Im zweiten Werk beherrschen erhöhte Laufgänge für die Wachen den Gulag, der rote Stern dominiert nun. Lanceotto ist der Kommandant des unmenschlichen Lagers. Einzig für die Liebesszene Francesca-Paolo wird die Halbkugel verwendet. Die Lagerbibliothek ist offensichtlich hier untergrbracht. Die entsprechenden Kostüme von Jorge Jara kann man als gelungen bezeichnen.

Da Petrenko das Dirigat absagte, lernte man den Musikchef des Moskauer Bolschoi in Vassily Sinaisky kennen. Er liebt den kräftigen, zupackenden Ton und macht das mit den großartigen RSO Wien überaus eindrucksvoll. Der stilistische Unterschied beider Werke kam deutlich zur Geltung.

Iolanta und Francesca wurden von Olga Mykytenko gegeben. Sie besitzt ein lyrisches, helles Timbre. Bei sehr dramatischen Stellen muss sie sich schon anstrengen. Man darf sie natürlich nicht mit der Netrebko vergleichen. Aber sie bietet immerhin eine recht gute Qualität.

Die beiden großen Tenorrollen des Vaudémont und Paolo sind Saimur Pirgu anvertraut. Er hat noch genügend Jugendlichkeit für diese Partien. Sängerisch besteht er glänzend, nichts umsonst singt er an allen großen Häusern.

Einen neuen, jungen, russischen Bass voller Fülle, Kraft und Dramatik war mit Dmitry Belosselsky  aufgeboten. Er würde jedes große Haus mühelos füllen können. Er singt den übervorsichtigen König René und den rachsüchtigen Lanceotto.

Der bekannte Dalibor Jenis hatte leider nur den Herzog Robert zu singen. Elchin Azizov hat eine gute Stimme, aber nur eine schwache Tiefe als Arzt Ibn-Hakia. Gut hörte sich Svetlana Shilova als Iolantas Freundin Martha an.

Die allermeisten Besucher hörten beide Werke sicher zum ersten Mal. Aber es gab nur Zustimmung und schönen Beifall und so manche Bravos. Das Produktionsteam erhielt nur Zustimmung.

Man kann den Besuch einer Folge-Aufführung nur empfehlen.

Martin Robert BOTZ

 

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