Wiener Stadthalle: „West Side Story“ = Kult & Krimi (31.1.2023)
Reizvoll ist der Vergleich zwischen den Suggestions- & Showstücken, welche von der Stadt Wien für ihre Musicalbühnen finanziert werden, etwa „Der Glöckner von Notre Dame“, und solchen Werken für das Musiktheater, welche in die Musikgeschichte eingegangen sind. 1957: Musikgenie Leonard Bernstein und Choreographiegenie Jerome Robbins und Lyricsgenie Stephen Sondheim und dazu Shakespeares hilfreiche Unterstützung mit seiner adaptierten „Romeo und Julia“-Geschichte – ja, diese New Yorker „West Side Story“ zählt zu den großen, den berührenden Bühnenwerken.
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Eine deutsche Tourneeproduktion, bestückt mit und gestaltet von englischsprachigen Musical-Professionals, gastiert einige Tage in der Wiener Stadthalle – und die Aufführung überzeugt mit der Wucht energiegeladener Darstellungskraft. Die Musiknummern, eine bereits nun klassisch gewordene nach der anderen, donnern klar und prägnant ins Publikum, und die Sänger, Tänzer lassen sich hingebungsvoll in die Geschichte fallen. Keine hier bekannten Namen: Melanie Sierra als gefühlsbetonte Maria, ein Tony mit nobler Stimme ist Jadon Webster, Kyra Sorce tanzt als aufgedrehte Anita. Optisch ist New Yorks West Side gut den Tournee-Möglichkeiten angepasst. Die finale Krimi-Atmosphäre wird voll ausgelebt. Und: „Tonight“,“Maria“, „America“, „Cool“, „Dance at the Gym“ sind längst schon über Kult hinausgewachsen – dieses Musical zählt mit seiner Substanz zu den markantesten Werken des 20. Jahrhunderts.
Meinhard Rüdenauer