Fotos: Stadthalle / Stage Entertainment
WIEN / Stadthalle:
Holiday on Ice – BELIEVE
Premiere: 12. Jänner 2017
Die Zeiten der guten, alten Wiener Eisrevue sind lange vorbei. „Holiday on Ice“ hat übernommen, und obwohl heuer Christopher Dean (im Pressetext als „Eistanz-Legende“ bezeichnet, was angesichts von Olympischem und Weltmeisterlichem Gold sicher berechtigt ist) die Gestaltung der Show übernommen hat, wird man aus vielen Gründen damit nicht sehr glücklich.
Die Vorgabe, eine Art „Romeo und Julia“-Geschichte zu erzählen, wird kaum erfüllt und mit seltsamen, politisch korrekten Wendungen versehen – er (Antonio) arbeitet offenbar in einer Fabrik (jedenfalls werden im Hintergrund Maschinen projiziert, die Szene ist in Rot getaucht, und die Tänzer sind in Ruderleiberl und mit Hämmern in den Händen unterwegs), sie (Clarissa) ist offenbar ein Partygirl, das von ihrer Gesellschaftsschicht verstoßen (!) wird, als sie sich mit dem armen Mann einlässt. Reiner Unsinn, aber es dauert bemerkenswert kurz (nach zwei Stunden zehn Minuten beginnt schon der lange Verbeugungsabspann), bis dann überall „Believe“ aufleuchtet – sozusagen „Glaub an die Liebe“! Und nebenbei wird die Geschichte zwischendurch noch akustisch eher unverständlich von Sylvie Meis (schön anzusehen als Projektion und mit dickem niederländischen Akzent) erzählt…
Im übrigen bietet der Abend jede Menge lauter, einförmiger Beat-Musik, ein Gewitter an Videoprojektionen, fortlaufende Explosionen von Lichteffekten. Die Disco-Stimmung bringt mit sich, dass man auf die Menschen kaum achtet – dabei sollten diese ja eigentlich die Hauptsache sein? Trifft es sich da, dass das Corps auf dem Eis nicht viel zu vermelden hat, und dass das, was mit „Eiskunst“ zu tun hat, in nur relativ geringem Ausmaß geboten wird? Aber wozu dann das Ganze?
Zwei zirkusartige Artistik-Nummern sind eingebaut, und wenn zwei Eisläufer auf langen roten Stoffbahnen in die Lüfte schweben, dann vollendet Ravels „Bolero“ hier den Eindruck des Außerordentlichen – wo sind die Zeiten, als es bei diesen Eisrevuen auch auf die Musik ankam? Und übrigens auch auf die Kostüme? Da hat man sich jeglichen Aufwand geschenkt – das Ausstattungsbudget ist wohl in den digitalen Krawall geflossen…
So hat dieser Abend, der dem Eis nichts abgewinnt, einen ganz großen Fehler: Er macht nicht ein einziges Mal staunen. Dafür langweilt er ziemlich oft durch Gleichförmigkeit.
Renate Wagner