Staatsoper: BERÜHRENDER KURT WEILL-LOTTE LENYA-ABEND MIT ANGELA DENOKE (13.2.2013)
Kundry und Marietta verwandelt sich einen Abend lang in Lotte Lenya, aus einer Hochdramatischen wird eine Chanson-Sängerin, die rund 20 Weill-Titel mit Mikro singt . Und Angela Denoke beweist einmal mehr ihre künstlerische Sensibilität. Insgesamt ein höchst erfreulicher Abend, der mit den ansonsten üblichen Solistenkonzerten wenig Ähnlichkeit hat. Die Grundidee überzeugt – Angela Denoke widmet sich nicht nur als Musikerin dem Phänomen Kurt Weill. Mit Hilfe von Briefzitaten, Ausschnitten aus Interviews und Rückblicken lässt sie eine unübliche Ehe und eine Künstlerische Partnerschaft lebendig werden, die tatsächlich Theatergeschichte geschrieben hat.
Angela Denoke hat ein exzellentes kleines Ensemble zur Verfügung – nominell nur zwei Partner, die aber mehrere Instrumente spielen. Am Klavier Tal Balshai aus Israel, er wechselt mehrfach zum Akkordeon – ist feinfühlig, begleitet Angela Denoke „auf Augenhöhe“ und eine Voraussetzung für den großen Erfolg. Voraussetzung Nummer 2: der Deutsche Norbert Nagel, der alle Arten von Saxophon, Klarinette und Flöte bedient und vor allem im zweiten Teil – mit Titeln aus der US-Emigration von Weill – sein Jazz-Können unter Beweis stellen kann. Die Auswahl des Programms geht von den „Ohrwürmern“ – Wie man sich bettet so liegt man oder Alabama-Song – zu vielen Chansons, die nur den Weill-Experten bekannt sind. Die Hauptüberraschung des Abends war für mich die Wortdeutlichkeit von Angela Denoke. Sie stellt ihre wunderschöne, in der Mittellage so herrlich dunkel timbrierte Sopranstimme ganz in den Dienst der Sache. Der Vortrag ist nicht manieriert, die Freude am Musizieren obsiegt. Diese Tugenden kann sie im englisch-sprachigen 2.Teil wenige ausspielen. Aber insgesamt ein berührender Abend, den man lange nicht vergessen wird.
Peter Dusek