WIEN/ Staatsoper „TURANDOT“. Ein Stimmenfest, somit ein Abend der große Freude machte!
Copyright: Wiener Staatsoper/ Michael Pöhn
Ein absoluter Gewinn ist das Engagement von Stefano La Colla als Calaf. Eine schöne, sehr große Spintostimme. Sein Gesangstil ist die alte italienische Schule, also genau richtig für die Interpretation einer italienisch-veristischen Oper. Das heißt viel Legato, viele Spitzentöne, fein gesetzte Piani und auf sein Herz hören. Was diese Opern brauchen, sind Emotionen und keine hinterfragenden Regisseure. La Colla besticht mit einer kraftvollen Höhe, setzt die hohen Spitzentöne perfekt und kann ein wunderbares Piano servieren. Darstellerisch könnte er sicher mehr, das ist allerdings in dieser Regie kaum anwendbar.
Elena Pankratova ist eine ideale Vertreterin der Titelrolle., speziell in unseren Breiten. Sie singt kraftvoll, höhensicher und mit erstaunlich wenig starkem Vibrato und ist daher nie überpowert. Auch die Piani werden sicher und klangvoll eingesetzt. Natürlich könnte die Turandot auch etwas lyrischer angelegt werden, aber davon ist hier die Aufführungspraxis komplett abgekommen. Darstellerisch ist sie emotional und ergänzt sich sehr gut mit dem tenoralen Partner.
Sehr gut, besser als in der Premierenserie ist die Liu von Anita Hartig. Das „Signore alscolta“ kam wesentlich bittender und seelenvoller, auch der dritte Akt hatte sehr viel mehr Spannung in der Gestaltung zu bieten.
Als Timur war Ryan Speedo Green neu dabei. Ein Bravo an die Maske. Die grauweiße Perücke hat eine passend gute Wirkung auf die gesamte Rollengestaltung. Musikalisch ist noch sehr viel Luft nach oben, speziell in der Phrasierung.
Clemens Unterreiner ließ als Mandarin gute Stimme hören und machte brav die eckigen Bewegungen einer Marionette.
Das Ministertrio Ping/Gabriel Bermudez, Carlos Osuna/Pang und Norbert Ernst/Pong war ordentlich besetzt. Speziell Bermudez sang das Arioso vom der Sehnsucht zum Bambusgarten sehr berührend.
Heinz Zednik gab dem Altoum Würde und Charakter.
Der Chor und dessen Solisten, der Prinz von Persien Won Cheol Song sowie die beiden Mägde Secil Ilker und Kaya Maria Last zeigten wieder hohes Niveau. Thomas Lang kann sehr zufrieden sein.
Am Pult waltete Paolo Carignani sorgsam, kraftvoll, aber nie die Sänger behindernd. So ergab sich eine ausgewogene Homogenität mit Graben und Bühne.
Das Publikum dankte mit kurzem, heftigen und sehr differenzierten Applaus. Stefano La Colla würde man sicher gerne öfter hier hören!
Elena Habermann