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WIEN/ Staatsoper: TOSCA – ein vorläufiger (?) Abschied von Thomas Hampson in Wien

28.06.2014 | KRITIKEN, Oper

Wien/ Staatsoper: TOSCA ( 27.Juni 2014): EIN VORLÄUFIGER (?) ABSCHIED VON THOMAS HAMPSON VON  WIEN

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Thomas Hampson, Barbara Haveman. Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

Einmal mehr kommt man zum Gesamturteil “unausgeglichen”, wobei die Qualitätsunterschiede diesmal sehr ausgeprägt waren. Die Palme des Abends – übrigens die 573. Vorstellung in der längst legendären  Margarethe Wallmann/Nicola Benois-Produktion  aus 1958 – gehörte eindeutig Thomas Hampson. Der amerikanische Bariton war als Scarpia in Bestform , das Forte füllte das Rund der Staatsoper, er wartete  mit Ausdrucksnuancen auf, die man noch nie  gehört hatte. Er sang mit Ironie und Eleganz, gab sich lockend und verführerisch, um dann wieder mit Gewalt  aufzutrumpfen. Kurzum – man spürte, dass Tosca von diesem „Lüstling der Macht“ angezogen wird. Die Titelrolle wurde von der holländischen Sopranistin Barbara Havemann interpretiert, die mit dieser Puccini-Rolle an die Grenzen ihrer Möglichkeiten gerät. Vor allem mit dem hochdramatischen „Folter-Akt“ kommt sie nicht wirklich zurecht. Weder mit der Theatralik der Szene noch mit den Lyrismen des Gebets. Auch  ein misslungener Schluss-Ton (Avanti  a dio) soll nicht überbewertet werden, aber Frau Havemann sollte diese Rolle nicht allzu  oft singen. Immerhin. Sie spielt glaubhaft eine liebende Diva und ist im 1.Akt in den Szenen mit Mario Cavaradossi und Scarpia am besten.

Dritter im Bunde war Marcello Giordani als Cavaradossi .Der italienische Tenor kämpfte einmal mehr mit den technischen Tücken seiner Rolle, war aber für seine Verhältnisse  in akzeptabler Form. Die Spitzentöne im ersten und 2. Akt saßen, das Legato des Liebesduetts ließ zu wünschen übrig und die Sternenarie wurde zur Zitterpartie. Marcello Giordani , der Sizilianer, sollte rasch noch einen Belcanto-Lehrer aufsuchen! Sehr unterschiedlich die kleineren Rollen: Markus Pelz ist ein etwas zu leichtgewichtiger, aber  sympathischer Angelotti,  Paolo Rumetz poltert recht eindrucksvoll als ewig hungriger Mesner, James Kryshak hingegen ist eine Enttäuschung – ein kleines Stimm-Organ, ein nasales Timbre, dieses Engagement war ein unnotwendig! Lobend kann man hingegen Mihail Dogotari als Sciarrone und Walter Fink  als Schließer erwähnen – Luxusbesetzungen auch in den Mini-Chargen. Gut auch ein Vertreter der Opernschule als Hirte sowie der Chor der Wiener Staatsoper (Martin Schebesta) Am Pult des Orchesters der Wiener Staatsoper  waltete Philippe Auguin mehr recht als schlecht seines Amtes. Als er zum 2.Akt ans Pult schritt, wurde er von wütenden Buhrufen empfangen. Das war wohl etwas übertrieben, war aber für diese Tosca-Vorstellung bezeichnend, die eigentlich „Scarpia“ heißen hätte müssen. Denn nach der Vorstellung bestätigte Thomas Hampson ein Gerücht, das zuvor schon die Runde gemacht hatte. Angeblich will  Dominique Meyer die Zusammenarbeit mit Thomas Hampson nicht weiter fortsetzen. Jedenfalls gibt es derzeit  keine konkreten Pläne für Thomas Hampson an der Wiener Staatsoper. Ich hoffe jedoch, dass sich das Ganze als Mißverständnis herausstellen wird.

Peter Dusek

 

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