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WIEN/ Staatsoper: TOSCA

16.03.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/Staatsoper: TOSCA  15.3.2014 (von Helmut Christian Mayer)

 „E lucevan le stelle“: Die Sterne in Giacomo Puccinis „Tosca“ blitzen tatsächlich, als Mario Cavaradossi auf der Plattform der Engelsburg vor der Kulisse des Petersdoms und des Vatikans auf seine Hinrichtung wartend unter Tränen von der Welt und seiner Geliebten hinreißend Abschied nimmt.

Dass dem so ist, dafür sorgt Yonhoon Lee. Und nicht nur bei der gleichnamigen Arie, an der kein Tenor vorbeikommt: Strahlend, mühelos, kraftvoll, mit wunderbaren Phrasierungen und um keinen Spitzenton verlegen, etwa bei den nicht endenwollenden Längen von „Vittoria, vittoria“, begeistert der junge Koreaner als Maler Cavaradossi mit seinem ausgesprochen schönen Timbre den gesamten Abend hindurch das Publikum. Aber auch in den Pianissimi, etwa bei „Dolci mani“ im letzten Akt,  kann er mit großer Innigkeit punkten. Er versprüht pure Italianitá und kommt mit dem italienischen Sprachidiom bestens zurecht.

Selten erlebt man einen Scarpia mit so einer Stimmröhre wie jener von Tomasz Konieczny. Aber schließlich ist der Pole, der sich in dieser Rolle dem Wiener Publikum erstmals vorstellt und für den erkrankten Falk Struckmann eingesprungen ist, schon im Wagnerfach erprobt und gestählt, gegen Orchesterwogen mühelos aufzukommen. So gelingt es ihm selbst im „Te Deum“ trotz vollen Orchesters und Chors nicht unterzugehen. Sein skrupelloser, römischer Polizeichef klingt sehr weich und etwas nasal und könnte böser und zynischer gesungen und dargestellt werden.

Da kann leider Norma Fantini als Titelheldin bei weitem nicht mithalten. Nicht dass es ihr an Volumen und Facettenreichtum mangelt, aber ihr Sopran weist ein ziemlich starkes Tremolo auf, das vor allem bei den innigeren Tönen, etwa bei ihrer Paradearie „Vissi d’arte“ sehr störend wirkt. Auch ist ihr Spiel besonders im zweiten Akt bis zur Mordszene viel zu dezent und zu zurückhaltend.

Die kleineren Partien sind eigentlich gut besetzt: So gefallen Clemens Unterreiner als agiler und leidender Cesare Angelotti und James Kryshak als Spoletta, hingegen fällt Il Hong als Mesner etwas ab.

Routiniert leitet Stefan Soltesz das Orchester der Wiener Staatsoper. Wenn es drauf ankommt, weiß er jedoch mit nötigem Zupack spannende, nur selten zu laute Ausbrüche,  aber auch klangschöne, teils sehr breite aber auch zart gefühlvolle Momente zu erzeugen.

Kurzer, heftiger Applaus!

 Helmut Christian Mayer

 

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