Wiener Staatsoper: „SCHWANENSEE“ …. und eine wunde Seele (13.3.2022)
Maria Yakovleva. Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor
Ausgabe Nr. 245 …. ja, wir sind bei der 245. Aufführung von Rudolf Nurejews choreographischer Version von Peter I. Tschaikowskis unverwüstlichem Ballettklassiker in der Wiener Staatsoper angelangt. 1964 mit dem Wiener (anno dazumal noch echten Wiener) Ensemble einstudiert, durch sechs Jahrzehnte auf unterschiedlichem tänzerischen Niveau immer wieder erprobt und für gut befunden. Bewährt hat sich Nurejews Erzählung auch jetzt bei der Wiederaufnahme nach drei Jahren – ohne so ganz absolute Best-Qualität zu erreichen.
Schwanenkönigin Odette und Prinz Siegfried am ersten von vier Abenden zählen zur längst vertrauten heimischen Solistengarde. Maria Yakovleva zielt in ihrer Interpretation nicht auf reine Virtuosität, sondern sie erzählt tief verinnerlicht von der wunden Seele dieses verwunschenen Schwanenmädchens. Auch in der Episode als Schwarzer Schwan lässt sie ein vulnerables Innenleben verspüren. Denys Cherevycko ist ihr ein vertrauter Partner mit aller Hingabe und überlegt eingesetzter feiner Technik. Im brillanten finalen Pas de deux konnte das sympathische Paar das Publikum voll für sich gewinnen.
Eno Peci hat als stets bedrohlicher Zauberer Rotbart eine nicht allzu dankbare Aufgabe, und im stets mitreissenden Divertissement mit den Volkstänzen wie in den Schwanenakten hätte vielleicht einiges etwas geschliffener und mit mehr Flair wirken können. Auch im Orchester unter Robert Reimer – zu robust dröhnten die Blechbläser bei vollem Einsatz. Tschaikowskis zahlreiche Instrumentalsoli allerdings, empfindsam musiziert … diese haben zu Yakovlevas so sensibler Gestaltung mitverholfen.
Meinhard Rüdenauer