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WIEN/ Staatsoper/Staatsballett: Schmuckstück „SCHWANENSEE

Wiener Staatsoper: Schmuckstück „Schwanensee“  (16.9.2024)  

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Eno Peci, Liudmila Konovalova, Masayu Kimoto. Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Nicht, dass es durch die Jahre vom Ballett der Wiener Staatsoper an tollen Aufführungen gemangelt hätte. Doch zwei Perioden sind seit Wiedereröffnung des Opernhauses 1955 als geschichtsträchtig hervorzuheben. Die Ära, in welcher Rudolf Nurejew mit seinen Klassiker-Choreographien so richtig tänzerisch-musikalische Schmuckstücke geschaffen hatte. Und diese zehn Jahre, in denen Manuel Legris in Wien ein Weltklasse-Ensemble zu formen vermochte.

Nurejews legendäre Wiener Fassung von Peter I. Tschaikowskis „Schwanensee“ aus dem Jahr 1964 steht nun am Beginn der neuen Spielzeit des Staatsballetts. Bemüht einstudiert. Die Sommerpause wirkt wohl noch etwas nach, und …. eine so feinsinnig die Lyrik der Erzählung auskostende, an herzlicher Beseeltheit reiche Aufführung, wie es des öfteren anno dazumal wiederholt zu erleben gewesen war, ist den heutigen Schwänen und Schwänchen zum Auftakt der Saison noch nicht so ganz gegeben.

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Eno Peci, Liudmila Konovalova. Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

In den Legris-Jahren sind die jetzt noch im Ensemble verbliebenen Solisten groß gewachsen. Wie der elegante wie Sympathie ausstrahlende Masayu Kimoto. Kein  ausgesprochen dramatischer Darsteller, doch einer, der als vergeblich um Liebe werbende Prinz Siegfried mit Eleganz seine Geschmeidigkeit und Fertigkeiten ausspielt. Rein perfekt zu brillieren versteht als erste Besetzung in der Doppelrolle als Schwanenkönigin wie verführerischer Schwarzer Schwan Liudmila Konovalova, die führende klassische Ballerina im Haus, gesegnet mit imponierender Technik. Als verwunschener, sensibel abtastender Schwan wirkt sie wie eine unantastbare Seele, grazil, schwerelos, gleich einem überirdisches Wesen. Mit absoluter Reinheit im Bewegungsfluss, abgezirkelt und geprägt von noblem klassischen Stil.  Als Zauberer Rotbart wirbelte Eno Peci über das Ufer des düstren überfließenden Schwanensees.

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Masayu Kimoto, Liudmila Konovalova. Foto: Wiener Staatsballett/ Ashley Taylor

Dirigent Paul Connely als langgedienter Routinier koordinierte duftige lyrische Soli und im Aufrauschen doch manch etwas Grobkörnigeres. An Schlußapplaus für die feinen Solisten und die Charaktertänzer hat es nicht gefehlt. Die brave Kompanie wird lernen müssen, in das romantische Flair von Nurejews gefühlsbetonter Ballettpoesie hineinzuwachsen.

Meinhard Rüdenauer

 

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