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WIEN/ Staatsoper/ Staatsballett „A SUITE OF DANCES“. – Hochkarätiger Tanz als Genusserlebnis

07.06. 2021.: „A SUITE OF DANCES“. – Hochkarätiger Tanz als Genusserlebnis

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Im Dialog in „A Suite of Dances“: Ditta Rohmann und Eno Peci. © The Robbins Rights Trusts, Foto: Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

 Eine ausverkaufte Vorstellung im den Vorgaben entsprechenden Ausmaß mit heftigen Akklamationen – in der halbvollen Staatsoper verfolgt das Publikum begeistert das aktuelle Ballettprogramm und spart nicht mit Beifall. In der Einführung 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn im Gustav Mahler-Saal (zugelassen für 50 Personen) kann man sich auf das zu erwartende Programm einstellen. Zu sehen sind vier Piecen der beiden Großmeister der Neoklassik aus dem Amerika des 20. Jahrhunderts: George Balanchine und Jerome Robbins.

Vor allem das dem Ballettabend namengebende Werk „A Suite of Dances“ (Choreografie: Jerome Robbins) gefällt außerordentlich gut. Der Erste Solotänzer Davide Dato brilliert im getanzten Dialog mit der Cellistin Ditta Rohmann: zu Kompositionen von Johann Sebastian Bach treten Musik und Tanz, Cellistin und Tänzer in ein tiefsinniges, einander durchdringendes Zwiegespräch. Celloklänge und tänzerische Bewegung als zwei Sprachen, die ineinander fließen, einander innig umschmiegen, sich im gegenseitigen Ausdruck wiederfinden. Mit flinker Beinarbeit und komplexen Schrittfolgen spricht Davide Dato durch seinen Körper in sensibler Intensität mit dem Musikinstrument. Sehr eindrucksvoll, wie er in dieser dialogischen Auseinandersetzung mit tänzerischer Präzision, Charme und einer Prise Humor mit der Künstlerin korrespondiert.

Zum weiteren Höhepunkt des Abends wurde das Debut von  Sonia Dvořák und Lourenço Ferreira in „Duo Concertant“ von George Balanchine. Cécile Restier am Flügel und Violonist Fedor Rudin lassen Igor Strawinskis „Duo Concertant für Violine und Klavier“ erklingen, während das Tänzerpaar zunächst den Klängen lauscht, dann von der Musik fortgetragen wird und sich im Tanz wiederfidnet. Die beiden geben ein frisches, junges Paar, das mit exquisiter ästhetischer tänzerischer Umsetzung in inniger Zweisamkeit schwelgt bis es zuletzt – eingefangen von einem Scheinwerferlichtkegel – im sehnsuchtsvollen Verlangen verharrt.

Den Beginn des Programms leitet „Glass Pieces“ von Jerome Robbins ein, das diesmal wesentlich exakter in Linien und Formationen getanzt wird – die nervöse Anspannung der ersten Vorstellung ist mittlerweile abgefallen, man spürt durchgehend die Freude der Tänzer, die (vor allem im letzten Stück) genussvoll den Tanz auskosten. Besonders fein gestaltet sich wieder der sehr eindringliche und fast zärtlich behutsame Pas de deux von Nina Poláková und Roman Lazik als leiser Ruhepol. Im hektischen Bewegungsmuster des Ensembles zur flirrenden, wabbernden und repetitiven Musik von Philipp Glass stechen die drei Solo-Paare Ioanna Avraam und Calogero Failla, Alice Firenze und Arne Vandervelde sowie Fiona McGee und Lourenço Ferreira durch starke Präsenz hervor. 

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The Concert©The Robbins Rights Trusts. Ketevan Papava, Eno Peci. Ashley Taylor

Als Ausklang der Aufführung lässt sich gleichsam als Stück im Stück Zwischenmenschliches im Rahmen eines Konzerts sehr amüsant er-und durchleben. Pianist Igor Zapravdin bewahrt in „The Concert“ zunächst Haltung und Contenance während rund um ihn herum geflirtet, beinahe gemordet und schließlich sogar Schmetterlinge ihr Unwesen treiben – dann geht er auf Schmetterlingsjagd um das bunte Treiben zu beenden. Hier gefallen Elena Bottaro als exaltierte Ballerina, Ketavan Papava als genervte Ehefrau und Eno Peci als mordlüsternder Gatte.

Benjamin Pope leitete das Orchester, das mit viel Esprit und Schwung musizierte.

Sehr viel Applaus vom Publikum!

Ira Werbowsky

 

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