Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: SOLISTENKONZERT ERWIN SCHROTT

WIEN / Staatsoper: SOLISTENKONZERT ERWIN SCHROTT am 05.02.2014

 Ungewöhnliche Klänge gab es in den „Heiligen Hallen“ der Wiener Staatsoper von Erwin Schrott und dem Rojotango Ensemble zu hören und man merkte sofort, dass hier Vollblutmusiker mit Leidenschaft am Werk sind.

 Der erfolgreiche Pianist Frantisek Janoska ist musikalischer Leiter des Ensembles, seine Brüder Roman und Ondrej bilden mit Rusanda Panfili (Bratsche), Teodora Miteva (Violoncello) und Julius Darvas (Kontrabass) die Streichergruppe. Der Schweizer Mario Stefano Pietrodarchi sorgt mit seinem Bandoneon für den typischen „Tango–Sound“, der gleichzeitig melancholisch und heißblütig klingt – wenn so meisterhaft gespielt wird. Ein wahres Temperamentbündel ist Luis Ribeiro mit seiner Perkussion; der mit verschiedensten Schlaginstrumenten tolle Effekte erzeugt und damit maßgeblich zu der „lateinamerikanischen Stimmung“ beiträgt.

 Die Instrumentalstücke des Rojotango – Ensembles gehörten zu den stimmungsvollen Höhepunkten des Abends und haben deutlich gemacht, welche emotionale Kraft in den Tangos und Milongas steckt. Ein musikalischer Leckerbissen war der Gastauftritt der österreichisch – russischen Geigenvirtuosin Lidia Baich im zweiten Teil des Konzertes.

 In jeder Bewegung und in jedem Wort wird deutlich, wie sehr Erwin Schrott für diese Musikrichtung „brennt“ und dass er den Tango in Montevideo mit der Muttermilch (bzw mit dem Vater – Mate) aufgenommen hat. Die Lieder, bei denen er sich gesanglich – mit Naturstimme – ins Ensemble einfügt, gelingen ausdrucksvoll und erzeugen einen tiefgehenden Zauber. Sobald er sich jedoch darauf besinnt, dass er Opernsänger ist und stimmlich „andrückt“, ist der zauberhafte Flair verflogen. Er wäre aber wohl von einem „Vollblut Latin Lover“, den er ja vom ersten bis zum letzten Moment ausdrückt, zu viel verlangt, sich ausschließlich in den Dienst des Gesamteindruckes zu stellen. Zugegebenermaßen sind die stimmlichen Ausritte – dank seinem metallischem, technisch hervorragenden Bariton – hörenswert aber stimmungsmäßig kontraproduktiv.

 Das fast ausverkaufte Haus beweist, dass Erwin Schrott in Wien eine zahlreiche Anhängerschaft besitzt, die ihn nach der Zugabe (Wiederholung – „Rojotango“) frenetisch gefeiert hat. Auch wir schätzen ihn seit dem „Figaro“ im Jahre 2005 sehr und hoffen, ihn künftig öfter als Opernsänger zu erleben.

 Maria und Johann Jahnas

 

Diese Seite drucken