WIENER STAATSOPER Simon Boccanegra“ mit Placido Domingo am 21.2.2013
Placido Domingo. Foto: Dr. Klaus Billand
Es war ein ganz großer Abend an der Staatsoper mit einer denkwürdigen Leistung des wohl mittlerweile als Jahrhundertsänger einzustufenden Placido Domingo. Er stellte als Doge wieder einmal seine ganze große Persönlichkeit mit seiner unvergleichlichen Stimme und Ausdruckskraft auf
die Bühne und machte die Gerichtsszene zu einem Drama Wagnerschen Ausmaßes. Das war ganz großes Operntheater im Haus am Ring! Und das als Repertoire! Während eines diesmal den so oft missbrauchten Terminus Beifallsturm verdienenden Applauses von fast 20 Minuten (die pawlowschen 10-Minuten-Applaudierter der Bayreuther Festspiele sollten hier einmal vorbeischauen) zeigte Domingo lächelnd und stolz seinen Ring der Wiener Staatsoper, den er bei einer anderen „Boccanegra“-Aufführung vor kurzem erhielt. Auch die anderen Protagonisten waren auf Augenhöhe: Michele Pertusi mit seinem kultivierten Bass als Fiesco, Marco Caria als (vielleicht zu) schönstimmiger Paolo, Roberto De Biasio als nur in den Höhen nicht ganz überzeugender, sympathischer Gabriele Adorno, und last but not least die mit viel Herz und Empathie singende, schönstimmige Maija Kovalevska, die die Amelia zwar nicht so gut sang wie die Harteros an der Staatsoper Berlin mit Domingo im Vorjahr, aber Lichtjahre von möglichen Gründen jenes einsamen Buhers entfernt war, der die allgemeine Begeisterung des Publikums über diese großartige Aufführung zu stören müssen glaubte. Evelino Pidò sorgte für die den Leistungen auf der Bühne entsprechenden musikalischen Eloquenz und Dramatik.
Klaus Billand