WIEN/ Staatsoper: SALOME – dritte und letzte Vorstellung der Serie am 18.2.2013
Eine Sternstunde! Nie hätten wir gedacht, dass nach dieser denkwürdigen Vorstellung am vergangenen Freitag noch so eine Steigerung möglich ist. Dieses Wunder hat mehrere Mütter und Väter:
Unglaublich, wie dieses Orchester mit einem hochsensiblen Peter Schneider so feinfühlig, so eindringlich und so perfekt klingen kann.
Camilla Nylund musste sich wegen einer beginnenden Atemwegserkrankung ansagen lassen, sang sich aber in der Folge „die Seele aus dem Leib“ und wirkte womöglich noch eindringlicher als in den ersten beiden Vorstellungen.
Die größte Überraschung des Abends bescherte uns aber James Rutherford mit seinem Jochanaan. Dieser symphatische Sänger, der uns in Graz als Barak in der „Frau ohne Schatten“ so viel Freude gemacht hat, konnte bisher in der Wiener Staatsoper weder als Hans Sachs noch als Jochanaan restlos überzeugen – es fehlte für das große Haus am nötigen Stimmvolumen. Man kann sich unser Erstaunen vorstellen, als wir bei der dritten Salome plötzlich – bereits aus dem Brunnen – einen mächtigen Jochanaan hörten, der dann oberirdisch eine überirdische Leistung erbrachte. Mächtig, wortdeutlich, lyrisch – hervorragend!
Die zweite angenehme Überraschung dieser Aufführung war die wesentlich präsentere Darstellung der Herodias durch Michaela Schuster. Diesmal war sie mit dem Herodes von Gerhard A. Siegel gesanglich und schauspielerisch auf Augenhöhe, was sich auf die Authentizität der Beziehung des Herrscherpaares sehr positiv auswirkte. Carlos Osuna (Narraboth) und Juliette Mars (Page) sind auch in den Rollen angekommen und wirken überhaupt nicht mehr farblos.
Die vielen wichtigen kleinen Partien wurden – wie auch bisher – sehr gut bedient und ermöglichten so diese wunderbare Sternstunde. Leider war die dritte auch schon die letzte Vorstellung. Wir trösten uns mit dem alten Spruch: „Wenn es am Schönsten ist, soll man aufhören!
Maria und Johann Jahnas