Wiener Staatsoper: 7. 10. 2014: „SALOME“ – diesmal in der Disco
Wolfgang Ablinger-Sperrhacke, Lisa Lindstrom. Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn
Mit dieser Lautstärke ging Alain Altinoglu nicht nur an die Schmerzgrenze, sondern auch oft über die stimmlichen Möglichkeiten aller Sänger. Das organische Material des Menschen ist nicht aus Metall wie die Saiten der Streichinstrumente.
Ein kleines Stimmchen hatte an diesem Abend aber sicher niemand der Besetzung.
In der Titelrolle war Lisa Lindstrom optisch eine Augenweide, genau dieser Kindfrautyp, das grenzenlos verliebte pubertierende Mädchen stellte sie ganz stark dar, man glaubte ihr die ausweglose Liebe zu Jochanaan genauso wie den Trotz und Abscheu gegenüber Herodes. Stimmlich war es nicht ganz so ausgeglichen, aber auch sie kämpfte gegen diesen orchestralen Tsunami. Auch Alan Held hatte mit dieser Lautstärke zu kämpfen und war zu neunzig Prozent Sieger, aber auch für ihn war es natürlich nicht einfach. Für mich ist er einer der besten Vertreter dieser Rolle und hatte auch wieder einen sehr guten Abend. Seine Stimme strömt immer so herrlich wenn er von „seinem Herrn“ schwärmt, obwohl, so ganz kalt lässt ihn diese hübsche Prinzessin doch nicht. Auch er stirbt wie Salome für eine Liebe, ebenso wie Narraboth, der von Carlos Osuna, soweit ich es hören konnte, mit schöner Stimme sehr ordentlich gesungen wurde. Auch darstellerisch fügte er sich sehr gut in diese Regie ein. Auffallend schön klang der Page von Ulrike Helzel, die auch sehr gut mit Osuna im Spiel harmonierte .
Das königliche Paar war als Typen sehr gut. Wolfgang Ablinger-Sperrhacke gefiel mir schon in der Volksoper als Herodes. Auch am Ring trägt seine Stimme außerordentlich gut und wieder war die Leistung hervorragend, Jane Henschel geiferte als Herodias mit schrillsten Tönen, sie spielte ein so eifersüchtiges Weib, dass ich mich frage, ob sie als Mutter sehr litt, wegen des Mordes an ihrer Tochter.
Die stimmlich sehr gut besetzten fünf Juden Benjamin Bruns, Peter Jelosits, Benedikt Kobel, Thomas Ebenstein und Dan Paul Dumitrescu bemühten sich sehr gut zu singen und sich nicht gegenseitig niederzubrüllen. Das gilt auch für die beiden Nazarener David Pershall und Hans Peter Kammerer. Alfred Sramek und Il Hong waren solide als die zwei Soldaten. Gut klang der Sklave von Roman Lauder, Hiro Ijichi war der Cappadocier.
Wie schon erwähnt, der Dirigent viel zu laut, und daher auch sehr undifferenzier, viele schöne zarte Phrasen gingen auch orchestral komplett unter. Unter Altinoglu hörte ich schon viel schönere Abende.
Für alle, die glauben, die Stimmen würden an der Staatsoper verstärkt, war dieser Abend ein Gegenbeweis.
Elena Habermann