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WIEN / Staatsoper „SALOME“ 15.Jänner 2015

16.01.2015 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper
“SALOME” 
213.Aufführung in der Inszenierung von Boleslaw Barlog
15.Jänner 2015

Catherine Naglestad

Catherine Naglestad

 

Heuer werden es zwanzig Jahre, dass Simone Young ihre erste Salome am Ring dirigiert hat. Sie kennen einander schon ausgezeichnet, die Mitglieder des Staatsopernorchesters und die energiesprühende Dirigentin, die nichts an Orchesterklang bei dem opulenten Frühwerk von Strauss verschenkt und für die Solistinnen und Solisten auf der Bühne dem philharmonischen Klangkörper gerade soviel dynamische Zügel anlegt, um deren Hörbarkeit noch zu garantieren. Und manchmal schießt die Lautstärke schon auch ordentlich in die Zügel, mehr als bekanntlich der Bayerische Altmeister seinen dirigierenden Nachfahren angeraten hat. Doch zur Ehre von Frau Young sei festgestellt, dass sie auch demonstrieren konnte, wie gerade mit so einem dicht besetzten, riesigen Straussorchester bei entsprechender Zurücknahme ein zarter Klangteppich gerade erst recht erzeugbar ist.

Elisabeth Kulman

Elisabeth Kulman

Trotzdem traten im Ensemble dieser Serie Kaliber an, die sich ziemlich erfolgreich auch mit den Klangwogen messen konnten. Wenn man von einer Einsingphase absieht kam Catherine Naglestad mit der Salome bestens zurecht, ihr dem Jochanaan, aber besonders Herodes gegenüber fordernder Gesang, sowie der Schlussmonolog in der finalen Kussszene, all das wurde mit glaubwürdiger und stimmlich klarer Intensität hörbar gemacht. Einer Intensität, die mehr bei Brünnhilde als bei der orientalischen Kindfrau zu Hause war. Zurückhaltend, beinahe nobel und ohne Peinlichkeit ihr Tanz mit den Schleiern, die alle beim Prediger im Brunnen landeten.

Und Intensiv und stringent wehrte sich Tomasz Konieczny mit seinem durchdringend grellen Bassbariton gegen die Anfechtungen der Tetrarchentochter, ein Geiferer und Eiferer als Prediger, dem die Abgeklärtheit des zukünftigen Christentums noch fehlt. Das Abbild eines richtigen Fundis.

Mit zwei wahren Gustostückerln kann die Wiener Staatsoper beim Tetrarchenpaar aufwarten. Beide haben sie Stimmen, die hinsichtlich Fähigkeit zur Charakterisierung der jeweiligen Rolle, ihrer Wortdeutlichkeit (wie angenehm, in Hauptpartien wieder so etwas zu hören) und ihrem beinahe belkantesken Wohlklang keinen Vergleich scheuen müssen: Elisabeth Kulman als geifernde und letztlich triumphierende Herodias und Herwig Pecoraro als wankelmütiger Herodes mit heldentenoralem Aplomb.

 Aus dem großen Ensemble der Nebenrollen, (die ja alle in diesem Stück mit ihren prägnaten Einwürfen ungemein wichtig sind) sollte man erwähnen: Einen gesanglich intensiven Liebhaber mit Norbert Ernst, Debütant als Narraboth, Ulrike Helzel als schönstimmiger Page, die beiden salbungsvollen Nazarener von Dan Paul Dumitrescu und Clemens Unterreiner und ergänzend die Rollendebütanten im Kreise der Juden, Jason Bridges und Ryan Speedo Green.

Sehr kurzer aber herzlicher und intensiver Schlussapplaus vom nicht ganz ausverkauften Haus mit schütterer Stehplatzbeteiligung auf der Galerie.

 

 

Peter Skorepa
MERKEROnline
Fotos: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 

 

 

 

 

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