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WIEN/ Staatsoper: RIGOLETTO – Belcanto vom Feinsten!

29.01.2016 | Allgemein, Oper

WIENER STAATSOPER, 28. Jänner 2016. Giuseppe Verdi: Rigoletto

Belcanto vom Feinsten!


Ain Anger, Juan Diego Florez. Copyright: Wiener Staatsoper/ Pöhn

Im wahrsten Sinne des Wortes galt obiges Motto für die per „livestream“ übertragene Vorstellung von Giuseppe Verdis Rigoletto. Was kümmerte einen da die unlogische und dennoch nur sehr statische Regie von Pierre Audi und das abgrundtiefhässliche Bühnenbild dazu. Wenn eine Sängerriege wie diese auf der Bühne der Staatsoper steht, dann werden Sternstunden offensichtlich wirklich wahr. Vielleicht trug dazu auch die oben erwähnte weltweite Liveübertragung bei, denn es war nicht das erste Mal, dass gerade diese Abende mit besonderer Qualität glänzen.

Absoluter Abräumer war diesmal Carlos Álvarezin der Titelrolle. Körperlich und sängerisch offensichtlich wieder im Zenit seines künstlerischen Schaffens stehend, zeichnete er das tragische Schicksal des Hofnarren mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Und das ist natürlich in erster Linie sein wohltimbrierter Bariton, der keine Höhenschwächen kannte und in der Tiefe mit den ihn umgebenden Bässen durchaus mitzuhalten imstande war. Vielleicht mag ja seine belkanteske Stimme ein wenig zu „schön“ sein, wenn kümmert das aber schon, wenn einem nach langer Zeit wieder einmal in einer Verdi-Oper ein kaum endenwollender Gänsehautschauer überfällt – sein „Cortigiani“ begeisterte nicht nur den Rezensenten, sondern das gesamte Haus, das trotz hohem Touristenanteil wie gebannt der Wehklage Rigolettos lauschte. Konnten die Kritiker bei den ersten beiden Aufführungen der Serie vom Herzog des Juan Diego Flórez noch nicht restlos überzeugt werden, so gab es diesmal an seiner Leistung kaum etwas auszusetzen. Allein die Tatsache, dass der ganze Abend ohne Zittern um hohe Töne verlief, konnte als Plus verzeichnet werden. Mehr noch überraschte die gereifte Tenorlage des Wiener Publikumslieblings. Natürlich kann Flórez in einem Liebestrank sicher noch mehr punkten, aber auch als Duca spielte er sich im Laufe dieser Serie offenbar frei, sorgte in der Liebesszene mit Maddalena als Fußfetischist sogar für den einen oder anderen Lacher und nahm sich die einige Freiheiten von der Partitur. Dirigent EvelinoPidò ließ allen Solisten nämlich ziemlichen Freiraum (in bester italienischer Dirigententradition übertrieb er nur manchmal bei den ritartandi) und hatte dennoch auch in heiklen Passagen das Ganze stets im Griff. Über seine Tempowahl kann man ja oft geteilter Meinung sein, diesmal fiel sie aber kaum störend ins Gewicht. Einen eigenen Hinweis verdienen die durchgehend wunderbaren Kadenzen, die an unserem Haus bei Verdiauch nur selten in einer solchen Qualität und Interpretation zu hören sind.

Bei den zwei erwähnten Superstars musste natürlich die junge Russin Olga Peretyatko, die auch bei derEröffnung des Opernballs nächste Woche singen wird, ordentlich aufpassen. Aber ihr schon ins dramatische gehender Sopran mischte sich mit der Stimmfärbung ihres Vaters und ihres Liebhabers ideal und Peretyatko ist hier auf einem guten Weg. Alles gelang natürlich noch nicht ganz nach Wunsch und einige harte Übergänge musste man noch in Kauf nehmen, aber das wird schon noch. Ain Anger zeigte wieder einen fast noblen Auftragsmörder Sparafucile und Nadia Krasteva als Maddalena zeigte ihrerseits viel Bein, dass der dritte Akt szenisch so misslungen ist kann man ja dem Geschwisterpaar nur schwer anlasten. Stimmlich gab es bei beiden nichts auszusetzen. Leider musste Sorin Coliban als Monterone krankheitsbedingt kurzfristig absagen, Alexandru Moisiuc bemühte sich zwar, aber wirklich furchterregend wirkte sein Fluch leider nicht, da fehlte doch das Tiefschwarze.

Am Ende hab es Riesenjubel mit viel Enthusiamus, weit mehr als zehn Minuten intensiven Applaus rund um die Hauptprotagonisten und den wieder einmal voluminös-exakten Staatsopernchor und das durchaus motivierte Staatsopernorchester. Die Gesichter und Gesten der Sänger deutete auf ein sehr angenehmes Bühnenklima hin, was sich offenbar auch auf die Stimmen übertrug. An solchen Belcanto kann man sich gewöhnen!

Ernst Kopica

MERKEROnline

 

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