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Wien Staatsoper: Richard Wagner DAS RHEINGOLD

Ihrem Ende eilen sie zu

05.04.2018 | KRITIKEN, Oper

Tomasz Konieczny als Wotan mit seiner Fricka Michaela Schuster (C)M.Pöhn

Wiener Staatsoper

Richard Wagner DAS RHEINGOLD

Vorabend des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“
18.Aufführung in dieser Inszenierung
Mittwoch 4. April 2018, von Peter Skorepa

 

Ihrem Ende eilen sie zu

„Ihrem Ende eilen sie zu“. Keine Frage, das Ende naht mit Riesenschritten, nicht nur bei den Göttern im Walhall, auch die derzeitige Direktion endet mit Auslaufen der Spielzeit 2020, waltet also gerade noch einmal zwei Saisonen lang. Mit Einzug des neuen Personals, mit den Namen Bogdan Roscic als Direktor, Sergio Morabito als neuem Chefdramaturgen und Phillipe Jordan als Musikdirektor wird man sich in Wien hoffentlich die Chance auf eine Erneuerung des germanischen Götterhimmels nicht entgehen lassen. Sind doch, wenn man eine einmalige Verlängerung des Vertrages jetzt schon einkalkuliert, in einem Zeitraum von zehn Saisonen 50 bis 60 Neuinszenierungen ein mögliches Ziel und damit also genügend terminliche Reserven für eine Neuaufstellung der Nibelungen vorhanden.

Martin Winkler in seinem Hausdebüt als Alberich (C)M.Pöhn

Die Optik unter Wasser bei den Rheintöchtern ginge ja noch an, als die Debütantinnen Daniela Fally – eine besondere Rheingoldkehle – und Bongiwe Nakani zusammen mit Stephanie Houtzeel den Staastopernebütanten Martin Winkler als Alberich nervten. Der schien keinen guten Tag gehabt zu haben, war er doch schon unter Wasser viel zu leise und verhaute später seinen Fluch total, so sehr steckte ihm der Frosch noch in der Kehle, in den er sich zu verwandeln von Loge hatte überreden lassen. Eigentlich schade, denn er gab optisch ein hervorragendes Schlitzohr.

Dann aber, die freie Gegend in Bergeshöhen mit den eisblockartigen Felsbrocken, aber ohne Walhall: nicht einmal eine Berghütte war zu sehen, für welche die Riesen eine Entlohnung verdient hätten. Und für das hat Wagner eine seiner schönsten Musiken komponiert! Wotan Tomasz Konieczny – stimmlich durchaus souverän, wenn auch noch immer mit deutlichen sprachlichen Einschränkungen – hatte dafür Freia, Anna Gabler, (das ist die mit den Äpfeln) aufs Spiel gesetzt. Ein tatsächlich fesches und schön singendes Mitglied des Göttergeschlechts bei ihrem Rollendebüt, wegen der die Riesen sogar in Streit geraten! Riesendebütant Fasolt, Ryan Speedo Green, im deutschen Fach hörbar besser als im belkantesken Süden, musste das büßen und verlor durch seinen Neid Ring und Leben gegen Baumeisterkollegen Fafner, Sorin Coliban, der heftig dröhnend mit dem ganzen Schatz abzog.

Da hatte Wotan also noch einmal Glück gehabt, als er auf der Debütantin dunkel-dräuende Drohung hörte, Monica Bohinec warnte als Erda dunkelstimmig auch nicht vergebens und Fricka war auch noch dazu beruhigt und zufrieden. Michaela Schuster gab diese als köstlich keifende Ehefrau eines Gottes, der unter ihr zu leiden hatte.

Und die Fäden hatte Norbert Ernst als quirliger Loge in der Hand, Donner und Froh: der großstimmige Clemens Unterreiner und der schönstimmige Jörg Schneider unterstützten ihn dabei. Deutlich seine Qualen besang Herwig Pecoraro in seiner kurzen Szene in der Unterwelt.

GIER: Herwig Pecoraro und Martin Winkler (C) M.Pöhn

Adam Fischer war mit den Wiener Philharmonikern der verlässliche Begleiter des Geschehens, durchhörbar in des Rheines Fluten und mit den großen Ausbrüchen im Kampf um das Gold, mit den manchmal leichten Trübungen im Blech, so wie wir es mit dem Fett bei leicht durchzogenem Fleisch vom Rind in Wien so lieben.

Eigentlich eine lustige Gesellschaft, diese Familie.

Peter Skorepa
OnlineMERKER

 

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