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WIEN/Staatsoper PUBLIKUMSGESPRÄCH mit Direktor Meyer

„Bewerben Sie sich für unseren Chor, wir benötigen Nachwuchs!“ scheint Direktor Meyer zu sagen, aber es scheint nicht nur so, er meint es im Ernst. Die Nachwuchssuche ist angelaufen! Foto Copyright PSkorepa

PUBLIKUMSGESPRÄCH vom 19.6.2019

In schlagwortartiger Aufzählung der angeschnittenen Inhalte durch Manfred A. Schmid

 

Publikumsgespräche mit Operndirektor Dominique Meyer (flankiert von Kaufm. Direktor Thomas Platzer, der aber still blieb und nur hie und da bekräftigend mit dem Kopf nickte) verlaufen, wie könnte es anders sein, sehr ruhig und finden in einer freundlichen Atmosphäre statt.

Drei Jahres Budget

Zunächst beklagte sich Die. Meyer etwas darüber, dass die bürokratischen Auflagen der vorgesetzten und kontrollierenden Gremien immer mehr Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Letztes Bespiel: das Erfordernis, ein Drei-Jahres-Budget zu erstellen und dabei (erst im Mai publik gemacht) 9 Mio, und z. T. rückwirkend, einzusparen.

Forderung zur Preisgestaltung bei Stehplatz und Garderobe

Verlangt wurde auch unter Anderem eine Anhebung der Stehplatz-Kartenpreise und eine Wiedereinführung der Garderobe-Gebühren, was Meyer erfolgreich abwenden konnte.

Rechnungshofbericht

Meyer ging nur kurz darauf ein und meinte, sich vom Bericht fair behandelt zu sehen. Bekrittelte nur, dass die letzte RH-Prüfung im Jahr 1973 (!) stattgefunden hat. Kürzere Abstände würden ein rascheres Reagieren ermöglichen. Außerdem habe er bei Dienstantritt vor 8 Jahren viele Bräuche, die jahrzehntelang üblich waren, einfach übernommen.

Kartenpreisgestaltung

Die Forderung nach einer „dynamischen Preisgestaltung“ (dynamic pricing), d.h. bei „Stars“ auf der Besetzungsliste die Kartenpreise deutlich anzuheben, habe er mit guten Gründen abgelehnt. Etwa mit dem Argument, was passiert, wenn einer der Stars kurzfristig absagt. Außerdem habe auch das Stammpublikum ein Anrecht darauf, sich Vorstellungen mit den bestmöglichen Besetzungen im Rahmen der üblichen Preisgestaltung leisten zu können.

Rückschau auf die zu Ende gehende Saison

Rund 600.000 Besucher in Opernvorstellungen pro Jahr. Rund von 260.000 Personen besuchte Führungen.

TECHNIK: Hinweis auf die Installierung des neuen Textsystems auf Tablets mit 6 Sprachen. Beleuchtung im Zuschauerraum neu. Kameraanlage für Liveübertragung nach außen erneuert (von Sponsoren finanziert).  Websiteauftritt verbessert.

Renovierung der historischen Bausubstanz. Im Sommer kommt das Schwind-Foyer dran und die Loggia. Das alles sollte bis November dieses Jahres abgeschlossen sein.

Verweis auf die gute Kooperation mit dem ORF – Chance auf mehr Opernübertragungen.

Mit dem Ensemble, dem Chor und dem Ballett (letzteres auf eine Frage aus dem Publikum, weil er es ins einem Rückblick zunächst vergessen hatte zu erwähnen) zeigte er sich sehr zufrieden. Beim Chor komme das Problem auf ihn zu, dass es in den nächsten Jahren vermehrt Pensionsantritte geben werde. Eine Werbekampagne für Interessenten an einer Choristen_Innen-Laufbahn ist angelaufen und trägt schon erste Früchte. (siehe Bild)


Bevorstehendes 150-jähriges Jubiläum

Die Eröffnung des Jubiläums mit Frau und Schatten sowie einem Großkonzert am Karajan Platz mit Einbindung der umliegenden Gebäude als Veranstaltungsorte. Dafür wird es ausnahmsweise eine Sperrung des Rings geben. Übertragung in alle Bundesländer.

Es wird zwei große Buchpublikationen geben, darunter ein Faksimile-Reprint eines Buches, das anlässlich der Eröffnung der neuen Oper am Ring 1868 (mitsämtlichen Plänen und Grundrissen) erschienen ist.

Dass damals di Eröffnungsfeierlichkeiten durch den Selbstmord des Architekten Van der Nüll getrübt wurden, veranlasste den Operndirektor zu folgender Feststellung: „Die Wiener waren damals auch schon böse.“ (Da dürften wohl jüngste Erfahrungen mit der Bestellung des neuen Direktors eingeflossen sein…)

Stolz ist Meyer auf die kommenden „Troyerinnen“, ein weiteres sehr aufwendiges Projekt im Jubiläumsjahr.

Bei den Erwartungen auf Einnahmen aus dem Erlös aus dem Kartenverkauf liegt die Latte sehr hoch, was nicht immer sehr einfach ist einzulösen. Verwies auf die Richard-Strauss-Tage im Herbst mit 7 Stücken im Programm. Nicht alle Vorstellungen waren gut besucht. Dennoch wurde das Budgetziel nicht nur erreicht, sondern übertroffen.

WEITERE VORHABEN

CD und DVD Produktion angekurbelt

So z.B. die histor. Gesamtaufnahme des „Besuch der alten Dame“ bereits herausgekommen. Es kommt eine CD mit einem Querschnitt von Aufnahmen mit Edita Gruberova sowie eine mit Hvorostovsky. Weiters CD s den Kinderopern

Ein Buch über Richard Strauss auf der Basis deiner Ausstellung im Haus wird herausgegeben.

PUBLIKUMSFRAGEN

Nachfrage Ballett (oben erwähnt): „Das Ballett macht mich einfach glücklich.“

Kritik an Kleidung und Benehmen des (ausländischen) Stehplatzpublikums und Forderung nach Kleidervorschrift: Letzte kommt nicht. Verweis auf seine eigene Studentenzeit, wo er oft – aus Geldmangel – nicht immer gediegen gekleidet gewesen war. Personal ist aufgerufen, bei Verstößen gegen Hausordnung nach Möglichkeit rasch einzuschreiten. Neuerdings vermehrtes Problem mit störenden Partiturlesen auf I-Pods…

Manfred A. Schmid
OnlineMERKER

 

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