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WIEN/ Staatsoper: PARSIFAL – letzte Vorstellung der Serie

13.04.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN, Staatsoper:   PARSIFAL   am 12. 4.2012

Zweifellos ist Christine Mielitz eine begabte Regisseuse, aber ihre Inszenierung aus 2004, im Geist des damals bereits untergegangenen realen Sozialismus, fand große Ablehnung. Auch acht Jahre später kann diese Produktion nicht wirklich überzeugen. In einem Repertoirehaus muss man sie zwangsläufig für viele Jahre ertragen. Wenn schon optisch nichts Anregendes geboten wird, dann aber umso mehr zum Hören.

Das ganz große Plus der gegenwärtigen Serien ist Christian Thielemann mit dem Staatsopernorchester, vulgo Wiener Philharmoniker. Sie fanden zu einem außerordentlichen, kongenialen Miteinander. Ja, man merkt, da ist auch große Sympathie füreinander. Man meint, es ginge nicht schöner. Man sollte auch nicht nur auf die, oft ärgerliche Bühne schauen, sondern immer wieder auch  zins Orchester und zum Dirigenten. Thielemann gibt mit der linken Hand, in zumeist kleinen Bewegungen, Einsätze, Tempi, Lautstärken an. Im Nu reagieren die Philharmoniker und so entsteht ein wundersamer, kostbarer Klang. Erwähnt und bedankt sei auch der Staatsopernchor/Thomas Lang, der eine  große Klangwirkung hervorbringt.

Die Besetzung ist weitgehend erstklassig: Falk Struckmann ist ein bekannter und vielfach bewährter Sänger mit gesundem, kräftigen Stimmmaterial. Den Amfortas kann man auch so überzeugend gestalten. Er weiß seine Stimme einzusetzen und erzielt als leidender König große Wirkung. In der eher kleinen Rolle des Titurel überzeugte Andreas Hörl auf Anhieb, denn ich hörte ihn zum ersten Mal. Von dieser Stimme ist noch viel zu erwarten.

Ein ausgezeichnetes, wortverständliches Deutsch singt Kwangchul Youn in der langen und anstrengenden Rolle des Gurnemanz. Man merkte keinerlei Ermüdungserscheinungen. Er entwickelte sich in den letzen Jahren ganz ausgezeichnet. Sein Timbre hat einen vollen, runden warmen, fast balsamischen Klang.

In so mancher Hinsicht problematisch war einzig Simon O’Neill als Parsifal. Bereits als Max im Theater an der Wien, den er mit sehr hellem, manchmal penetrantem Ton sang, war man nicht glücklich. Das änderte ich kaum, denn es blieb ihm ein eher farbloses, durchdringendes Timbre, was nicht jedermanns Sache ist. Er scheint eher ein Charaktertenor zu sein. Das Problem ist nicht das Singen, das passt weitgehend, es ist wohl einzig das Timbre. Von den Schwierigkeiten und negativen Publikumsreaktionen der ersten Vorstellung war nichts mehr zu bemerken. Ein schüchterner Buh-Versuch (das hat er nicht verdient!) ging in der allgemeinen Zustimmung unter.

Wolfgang Bankl hat sich en Klingsor gänzlich zu eigen gemacht und wirkt ganz vorzüglich, was vom Publikum auch voll anerkannt wurde.

Ein Ereignis ist jedes Mal Angela Denoke. Sie ist in vollem Sinne Singschauspielerin und lebt völlig in ihrer Rolle. Sie beeindruckt auch stimmlich ganz stark. In einer Kritik war das „lachte“ erwähnt. In der Tat, die Passage „Ich sah ihn – ihn –und lachte, da traf mich sein Blick“ war großartig. Das muss man erlebt haben!

Aus der Schar der Knappen, Gralsritter, Blumenmädchen ragte Norbert Ernst deutlich hervor. Da entwickelt sich eine Stimme auf die man achten sollte. Ansonsten waren die weiteren Künstler gut ausgesucht: Stephanie Houtzeel, Juliette Mars, Peter Jelosits, Beneditk Kobel, Il Hong, Ileana Tonca, Olga Bezmertna, Alexandra Reinprecht, Zoryana Kushpler.

Zum Schluss gab es ganz großen, einhelligen Jubel, dazu viele, viele Bravos und ein lang anhaltendes Klatschen. Ganz zu Recht für diesen schönen Abend.

Martin Robert BOTZ

 

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