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WIEN/ Staatsoper: OTELLO

22.12.2012 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER: Giuseppe Verdi: OTELLO – 21. Dezember 2012

 Die aktuelle Inszenierung des Otello an der Wiener Staatsoper, die man kaum als gelungen bezeichnen kann, ist ja hinlänglich bekannt. Da wären die stets dunkle Bühne im Einheitslook, der inzwischen nur noch angedeutete Boxring in der Mitte der Bühne und nicht zuletzt die hässlichen Kostüme.

Wenn einem etwas in dieser Inszenierung begeistern kann, dann ist es eine gute Besetzung.

 Die Titelrolle war erneut mit Johan Botha besetzt, der keine Mühe mit der schwierigen Titelrolle hatte. Seine Tenorstimme verfügt über Durchschlagskraft und er konnte sich auch in den größten Orchesterwogen – die an diesem Abend gar nicht so wuchtig waren wie unter anderen Dirigaten dieser Oper – sehr gut hörbar machen. Botha war aber genauso zu lyrischen Feinheiten fähig, wie im Liebesduett des ersten Aktes zu hören war. Die Eifersucht Otello’s konnte Botha stimmlich besser vermitteln als mit seinem Spiel, welches allerdings sehr bemüht war. Wenn seinem Otello wirklich etwas fehlte, war es wohl Italianità.

 Diese vermisste man allerdings auch bei der Desdemona von Soile Isokoski. Ihr schlank geführter, wohlklingender Sopran ist bei Richard Strauss sehr reizvoll, doch für Verdi und die Desdemona ist ihre Stimme eigentlich zu schlank. Sie sang alles wunderschön, richtig beseelt das Lied von der Weide und das Ave Maria. Aber eben mit zu wenig Italianità. Das sang doch Krassimira Stoyanova, die in bis dato insgesamt 31 Vorstellungen dieser Produktion 22 Mal die Desdemona gesungen und dieser Inszenierung ihren Stempel aufgedrückt hat, noch eindringlicher, anrührender und vor allem „italienischer“.

 Von der Premierenbesetzung blieb neben Botha auch noch Falk Struckmann übrig, der im Laufe der Jahre mehr und mehr in die Rolle des Jago hineingewachsen ist und stimmlich sehr überzeugend war. Sein kräftiger Bariton trumpfte nicht nur im Credo auf, auch mit zarten Tönen konnte er den Intriganten glaubhaft machen. Eine Verletzung, die Struckmann zwang, die Vorstellung mit Gehstock zu singen, schien den Sänger stimmlich nicht zu beeinträchtigen.

 Von den kleineren Rollen war es der junge Grieche Dimitrios Flemotomos – seit dieser Saison Mitglied des Ensembles – dessen Cassio mit schöner Tenorstimme aufhorchen ließ.

Monika Bohinec stattete die Emilia vor allem in der Mittellage mit schönen Mezzotönen aus während Sorin Coliban einen stimmlich sehr markanten Lodovico gab.

Bertrand de Billy, der den Sängern ein guter Begleiter war, erwies sich als kompetenter Dirigent für dieses Spätwerk Verdi’s, ohne dabei besondere Akzente zu setzen.

 Wenn in letzter Zeit davon die Rede ist, welche Oper denn eine Neuinszenierung vertragen würde, fällt einem auch dieser Otello ein.

 Lukas Link

 

 

 

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