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WIEN/ Staatsoper: SALOME – mit Schrecksekunde

06.06.2015 | Allgemein, Oper

WIEN/ Staatsoper: 5.6.2015 – „SALOME“ – Eine Schrecksekunde

Janina Baechle und Andreas Conrad

Janina Baechle und Andreas Conrad

Foto: Wiener Staatsoper/ Pöhn

 gab es zu Beginn, als der Direktor vor dem Vorhang erschien, aber es ging um keine plötzliche Absage oder Indisposition, sondern um eine kleine ehrende Ansprache anlässlich der 400. Vorstellung, die Peter Schneider am Haus dirigiert. Der Direktor straft damit zwar die Online-Datenbank seines Hauses Lügen, denn danach wäre es „erst“ der 399. Abend, aber unabhängig davon war es an der Zeit, einem Mann zu danken, der sich in mehr als dreißig Jahren stets in den Dienst der Komponisten gestellt hat und in seiner bescheidenen Art so gar nicht den Typ des glamourösen Pultstars verkörpert. Er ist ein Kapellmeister im besten Sinn des Wortes, der mit sparsamen Gesten das Riesenensemble zu einer Einheit formt und auf die Balance mit der Bühne achtet, so dass sich die Sänger bei ihm gut aufgehoben fühlen können.

Gun-Brit Barkmin sang nach einem Jahr wieder die Königstochter und bot eine bestechende Leistung. Nicht nur eine hohe Textverständlichkeit, sondern auch wunderbar silbrig klingende Höhen und eine große Bühnenpräsenz zeichneten sie aus. Als Jochanaan bot Wolfgang Koch viele schön gesungene Phrasen, auch wenn er an diesem Abend vor allem in der Höhe sehr an die Grenzen geriet. Nun ist auch ein zweiter Herodes von der Volksoper an den Ring gewechselt. Andreas Conrad bot eine feine Studie des verweichlichten Herrschers, aber die Staatsoper scheint ihm eine Nummer zu groß zu sein. Immerhin zählt er nun (da er auch im Hoffmann im TaW mitgewirkt hatte) zu einem ganz kleinen Kreis von Sängern, die in den letzten Jahren in allen drei Wiener Opernhäusern auftraten. Seine Gemahlin war Janina Baechle, die den überragenden Eindruck als Erda nicht wiederholen konnte. Carlos Osuna als Narraboth ließ schön glänzende Höhen vernehmen und Ilseyar Khayrullova war ein Page, der aufhorchen ließ. Der erste Nazarener, der früher oft mit ersten Bässen besetzt war, ging mit Alexandru Moisiuc leider unter, während das Judenquintett, angeführt von Jason Bridges (Peter Jelosits, James Kryshak, Benedikt Kobel und Jongmin Park) seine Sache gut machte. Bei den Soldaten war die Rangordnung zwischen erstem und Zweiten bei Wolfgang Bankl und Il Hong durchaus gerechtfertigt.

Richard Strauss war übrigens auch schon in jüngeren Jahren ein guter Geschäftsmann: Da er sich bei der Vertonung der Salome die alleinigen Rechte gesichert hatte, konnte er bei der drei Jahre später uraufgeführten Salomé von Antoine Mariotte vierzig Prozent der Tantiemen für das fremde Werk kassieren.

 Wolfgang Habermann

 

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