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WIEN/ Staatsoper: „MATINEE BALLETTAKADEMIE“. – sehr sehenswerte Präsentation der Studierenden 

Wiener Staatsoper: 01.05.2023: „MATINEE BALLETTAKADEMIE“ – sehr sehenswerte Präsentation der Studierenden 

Einmal im Jahr dürfen die Studierenden der Ballettakademie ihr Können auf der Staatsopernbühne demonstrieren und damit unter Beweis stellen, was sie bislang im Rahmen ihrer Ausbildung bereits erlernt haben. Nach einführenden Worten von Martin Schläpfer und Christiana Stefanou zur aktuellen Situation in der Akademie, die Neuerungen der Struktur sowie die Renovierungen der Räume betreffend, ging es in medias res mit einem ebenso interessanten wie unterschiedlichen Programm.

Mit „Unisono“, einer Choreographie von Hans van Manen zu Musik von Joseph Haydn (aus dem Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 C-Dur Hob. VIIa:1) sowie von Johann Sebastian Bach (Air aus der Suite Nr. 3 D-Dur BWV 1068) zeigten die Schülerinnen und Schüler der 1. bis 4. Klasse sehr konzentriert hohe Musikalität und große Stimmigkeit in den verschiedenen klaren Formationen und Gruppierungen und im steten Bewegungswechsel in der markanten Schrittsprache des weltberühmten Choreografen, einstudiert von Larisa Lezhnina (Ballettmeister: Callum Hastie).

Auf diesen Einstieg in zeitgenössischen Tanz folgte mit einem Ausschnitt aus „La Sylphide“, ein Ausflug ins romantische Ballett in einer Choreografie nach August Bournonville in der Adaption von Christiana Stefanou und Robert Gabdullin zur Komposition von Hermann Severin Løvenskiold, einstudiert von Diliana Nikiforova und Alena Weber. Hier zeigten die jungen Tänzerinnen und Tänzer nicht nur feine Stilsicherheit, sondern auch Spielfreude und Ausdrucksstärke. Bemerkenswert reife Interpretationen ihrer Parts gaben hier Julia Köhler als kecke Sylphide und Simone Carosso als in sie verliebter James mit bei beiden durchwegs schöner Linie sowie hohen Sprüngen bzw. sauberen Pirouetten. Mark Sims überzeugte als sehr präsente Hexe Madge. Maya Andrea Pandrea (Effie), Andrei Aranghelovici (Gurn), Rebecca Graná (Effies Freundin) und Laurids Seidel (Gurns Freund) komplettierten die solistischen Darbietungen, Eleanna Kantere war die mitfühlende Mutter Effies. Ebenso lobenswert waren die Ensembles der Freundinnen und Freunde, des Hexengefolges und der ätherisch anmutenden Sylphiden.  

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Schönes Paar inmitten des Sylphidenreigens: Julia Köhler (Sylphide) und Simone Carosso (James). Copyright: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Im zweiten Teil des Vormittags waren zwei weitere zeitgenössische Kreationen zu sehen. Mit „Jamie“ in der Fassung 2023 kam nun die gesamte Choreografie von Martin Schläpfer für die Jugendcompagnie zur  Uraufführung – im Vorjahr noch als work in progress zu sehen gewesen.  In der Erarbeitung von einem neuen Piece mit einem Choreographen direkt beteiligt zu sein, gibt den Tanzenden noch einen speziellen Zugang zum Werk, das dann in seiner Komplettheit zu einer Musikcollage mit viel Esprit und Einsatz von der Jugendcompagnie der Ballettakademie der Wiener Staataoper getanzt wurde: Giulia Cacciatori, Nina Cagnin, Matilda Poláková, Marie Reinprecht, Marie Ryba Carolin Sachernegg sowie Simone Carosso, Pietro Coda , Christian Falcier, Adrien Fougères, Marius Mathieu und Francesco Scandroglio waren hier zu sehen.

Den Abschluss bildete „JIT“, das Choreograf Kinsun Chan, Direktor der Tanzcompagnie St. Gallen, den Studierenden der Oberstufe einstudiert hat. inspiriert vom Steuerungskonzept „JIT“ – steht für „Just in time“ für bedarfssynchrone Produktionen – entstand dieses Stück 2015 für die Studierenden der Münchner Ballettakademie Heinz Bosl-Stiftung zu Musik von Michael Nyman und Josh Ralph. Zehn Tänzerinnen, zehn Tänzer – allesamt in blauer Arbeitsmontur – und zehn quadratische Tische geben den Eindruck maschineller Fertigungsproduktion wider in roboterförmiger Synchronität, bis sich dann aus dem Kollektiv einzelne Personen herauslösen und damit der  Mensch der Maschine gegenübersteht. Grandios hier das gesamte Ensemble der 5. bis 8. Klasse (Einstudierung: Juliette Rahon).

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Starke und dynamische Präsenz im Kollektiv: Studierende der Oberstufe in „JIT“. Copyright: Wiener Staatsballett/Ashley Taylor

Begeistertes Publikum und langanhaltender Beifall für den sehr überzeugend tanzenden und agierenden Ballettnachwuchs.

Ira Werbowsky

 

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