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WIEN/ Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY

03.10.2012 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper: Giacomo Puccini MADAMA BUTTERFLY – 02. Oktober 2012

 Durch Umbesetzung der Hauptrolle ergab sich die Gelegenheit die derzeit wohl beste Interpretin der Titelfigur, gepaart mit einem erstklassigen Pinkerton, zu hören.

Hui He erfüllt alle Erwartungen, die man an eine Cio-Cio-San nur stellen kann. Ihre in allen Lagen ausdrucksstarke und klare Stimme verfügt über die Zartheit und Wärme in den Pianostellen, doch genauso ist sie zu großer Attacke fähig und singt herrliche Bögen. Un bel di vedremo ist bei ihr der Höhepunkt, der er sein soll.

Auch ihre Darstellung ist bis ins kleinste Detail gelungen. Sie ist ganz das schüchterne junge Mädchen, das beschämt den Kopf in Richtung Boden senkt, als sie im ersten Akt ihrem Pinkerton begegnet, und wenn dieser nach Jahren wieder zurückkehrt zittern ihre Hände vor Aufregung. Gerade diese Kleinigkeiten komplettieren ihr Rollenportrait und gemeinsam mit ihrer ausgezeichneten gesanglichen Leistung kann man nur sagen „Besser geht’s nicht“.

 Der Pinkerton war mit Joseph Calleja geradezu luxuriös besetzt. Der maltesische Startenor, der nicht nur über eine der schönsten und außergewöhnlichsten Tenorstimmen unserer Zeit verfügt sondern auch eine ausgezeichnete Gesangstechnik besitzt empfiehlt sich nun auch mehr und mehr für Puccini. Der Boheme-Rodolfo ist inzwischen eine seiner Paraderollen und auch die undankbare Rolle des Pinkerton, der im Grunde nur im ersten Akt brillieren kann, ist wohl nicht mehr besser zu besetzen. Calleja‘s Stimme hat sehr an Volumen gewonnen, blüht gerade im Liebesduett herrlich auf. Bimba dagli occhi pieni di malìa kann man wirklich nicht mehr schöner und eindringlicher singen. Das klingt bei ihm so herrlich, dass man beinahe die Luft anhält.

Als Figur zeigt Calleja, der kürzlich den Gramophone Award als Künstler des Jahres erhalten hat, einen sympathischen, noch sehr jungen und vielleicht auch deshalb so sorglosen Pinkerton, der sich über die Folgen seiner Handlung gar nicht bewußt sein kann.

 Auch das restliche Ensemble präsentiert sich in sehr guter Verfassung. Zoryana Kushpler gestaltet die Suzuki mit schönem Mezzo. Eijiro Kai präsentiert sich stimmlich ausgeglichener denn je und singt einen guten Sharpless. Peter Jelosits hat so seine Mühe mit dem Yamadori, Il Hong ist als Onkel Bonze alles andere als furchteinflößend, Thomas Ebenstein ist ein solider Goro und Lydia Rathkolb macht das Beste, was man aus der Kate Pinkerton eben machen kann.

Bleibt noch das Dirigat, welches alles andere als optimal ist. Stefan Soltesz läßt das Orchester viel zu laut und üppig aufspielen und nimmt dabei wenig Rücksicht auf die Sänger, auch auf die Gefahr hin, sie völlig zuzudecken. Sensibilität und Einfühlsamkeit läßt der Dirigent leider an so manchen Stellen vermissen.

 Gesanglich bleiben an diesem Abend keine Wünsche offen, und mit diesen Stars in den Hauptrollen gibt es nach langer Zeit wieder einmal eine wirklich gute Aufführung dieser beliebten Puccini-Oper, was vor allem auch am großen Jubel für Hui He und Joseph Calleja erkennbar ist.

Hoffentlich wird man die chinesische Sopranistin bald wieder in einer ihrer erfolgreichen Rollen in Wien hören können, und Joseph Calleja möchten wir doch bitte demnächst in einer größeren Rolle sehen, damit man mehr in den Genuss dieser herausragenden Tenorstimme kommen kann.

 Lukas Link

 

 

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