Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Staatsoper: LUCIA DI LAMMERMOOR

27.06.2012 | KRITIKEN, Oper

WIENER STAATSOPER:  „LUCIA DI LAMMERMOOR“ am 27.6.2012

 

Sobedauerlich die Absage von Daina Damrau ist, so verständlich ist diese angesichts ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft. Nicht nur ich selbst, sondern viele Opernfreunde hätten sie gerne in dieser Rolle erlebt. Hoffen wir auf die nächsten Jahre.

Als Ersatz gab es die offensichtlich noch recht junge Amerikanerin Brenda Rae. Ihre Stimme ist noch nicht allzu groß, trägt aber sehr gut und ihre Piani sind im ganzen Haus zu hören. Ein größeres Volumen wird wohl mit den Jahren kommen. Sie reißt nicht vom Sessel, aber sie hat eine sehr gute technische Ausbildung, ein farbiges Timbre von angenehmem Klang, von der Tiefe bis in die sicheren Höhen klingt sie ganz ausgeglichen, ohne Brüche und treffsicher. Koloraturen, Tonsprünge, Triller, Schwelltöne gelingen ihr perfekt. Nach anfänglicher Nervosität erfing sie sich rasch. So gelang bereits die erste Cavatina „Ragnava nel silentio“ und das folgende Duett mit Edgardo. Sie ist noch kein Star, aber wenn sie ihre Rollen klug wählt und auf die Entwicklung ihrer Stimme achtet, könne man noch viel von ihr hören. Die Wahnsinnsszene gelang ihr ebenfalls sehr gut. Es war jedenfalls ein schönes Debüt.

Piotr Beczala ist mit einer der schönsten lyrischen Tenorstimme begnadet. Er hat stets ein nobles Auftreten. Sängerisch ist er ausgezeichnet Das letzte Bild in der Familiengruft gehört ihm ganz, vom „Tombe“ bis zum „Tu che a Dio spiegasti“. Er kann dabei die seelische Verfassung gut über die Rampe bringen. Da auch das, früher oft gestrichene Turmbild jetzt immer gegeben wird, kann er auch dramatisch punkten. Eigentlich unverständlich, dass man es früher oft ausließ.

Der „böse Bruder“ Enrico war Eijiro Kai anvertraut. Etwas raustimmig war er durchaus rollendeckend, ebenso im Duett des Turmbildes. Nach dem ersten Bild hörte man ein Buh. Galt dies ihm oder dem Dirigenten? Ho-yoon Chung sang mit schönem, lyrisch gestimmten Timbre den unglückseligen Bräutigam Arturo.

Eine mächtige Stimme, die wohl auch mühelos die Arena von Verona füllen könnte, hatte Sorin Coliban für den Raimondo anzubieten. Er trifft alle Töne, Sein Timbre ist wohl nicht für Belcanto-Rollen geschaffen, da es sich eher rau anhört. Seit Anna Netrebko die Lucia sang und die vollständige Fassung durchsetzte, wird das früher immer gestrichene Duett Lucia-Raimondo nun jedesmal gegeben, so ist seine Rolle nun umfangreicher. Mit dabei war noch Juliette Mars als Alisa und der gut singende Peter Jelosits als Normanno.

Der Chor/Martin Schebesta erbrachte eine sehr schöne Leistung. Anstelle des ursprünglich angesetzten Bruno Campanella dirigiert nun Guillermo Garcia Calvo die gesamte Serie. Er ist ein verlässlicher Repertoire-Dirigent mit etwas wenig differenzierter Ausdrucksgestaltung. Das Orchester war immerhin „gut drauf“.

Ziemlich bald, schon im Gartenbild, entwickelte sich im Haus eine gute Stimmung. Sie war nicht frenetisch, aber sehr positiv. Es gab immer wieder Beifall, stets mitBravorufen. Der Schlussbeifall war recht lange, wie nur selten, dazu war das Publikum auch eifrig beim Bravorufen.

Martin Robert BOTZ

 

 

 

 

Diese Seite drucken