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WIEN/ Staatsoper: LOHENGRIN . Das „Wirtshaus zum Lohengrin“ hat wieder geöffnet

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Adrian Eröd, Kwangchul Youn. Foto: Wiener Staatsoper Pöhn

WIEN/ Staatsoper: LOHENGRIN  – 19.6.2021

Das „Wirtshaus zum Lohengrin“ hat an der Staatsoper wieder seine Tore geöffnet – und gegen ein kühles Bier hätte bei den herrschenden Außentemperaturen auch niemand etwas einzuwenden gehabt. Es handelte sich bereits um die 26. Auflage dieser von der Staatsoper durchgeführten Trachtenmodenschau.

Lohengrin in der Lederhose, Elsa im Dirndl. Aber das äußere Erscheinungsbild dieser Produktion aus dem Jahr 2014 (Regie: Andreas Homoki, Ausstattung: Wolfgang Gussmann) ist ohnehin bekannt. An diesem Nachmittag sorgte vor Vorstellungsbeginn außerdem die Regenbogenparade für allerhand Verkehrswirrwarr – und wer zu Fuß in die Staatsoper eilte, riskierte wegen der sommerlichen Hitze, sein Hemd schon vor der Vorstellung durchzuschwitzen. Die Staatsoper war anlassbezogen beflaggt und von der Terrasse aus konnte man mit anteilnehmender Distanz dem bunten Vorbeitreiben auf der Ring-Straße folgen. Beginn der Vorstellung war um 17 Uhr.

Musikalisch bot die Aufführung einige interessante Debüts: Cornelius Meister stand zum ersten Mal im Haus bei einem „Lohengrin“ am Pult, Tanja Ariane Baumgartner und Johan Reuter feierten Staatsopern-Rollendebüts als Ortrud bzw. Telramund, Sara Jakubiak trat als Elsa zum ersten Mal an der Staatsoper auf.

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Klaus Florian Vogt, Sara Jakubiak. Foto: Wiener Staatsoper Pöhn

Mit dem Lohengrin des Abends, Klaus Florian Vogt, stand die Premierenbesetzung auf der Bühne. Vogts „ätherischer“ Lohengrin ist in den Jahren zu einer gesanglich und darstellerisch ausdifferenzierten Bühnenfigur gereift. Allein wie er die „Taube“ in der Gralserzählung modelliert oder mit welcher verhaltenen, aber zu gleich erschütternden Traurigkeit er das „Weh, nun ist all unser Glück dahin“ gestaltet. Es sind Nuancen, die sich zu einem plastischen Rollenporträt summieren, zumal er auch die Gralswelt mit keuscher, fast knabenhafter Stimme zeichnet, für die weltliche Seite seiner Existenz aber auch virilere Töne findet. Vogt agiert sehr textbezogen und „mischt“ und je nach Bezugnahme die Stimme passend ab. Sein Tenor ist tragfähig, seine Bühnenpräsenz stark.

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Johan Reuter, Tanja Ariane Baumgartner. Foto: Wiener Staatsoper Pöhn

Die amerikanischen Sopranistin Sara Jakubiak (Elsa) war mit einem mehr sehnigen als aufblühenden, gut tragenden Sopran bestückt, die fragende Verzweiflung des dritten Aufzugs passte besser zu ihr, als die traumverlorene Sehnsucht nach einem rettenden und liebenden Ritter. Sie fügte sich gewandt in die Inszenierung ein und war darstellerisch präsent. Tanja Ariane Baumgartner lieh der Ortrud eine starke Persönlichkeit und einen fülligen Mezzo mit kräftigen, markanten Spitzentönen. Die „Entweihten Götter“ fegten energiegeladen durchs Auditorium, im Streit mit Elsa schien das „Pulver“ dann ein wenig verschossen. Ihren Telramund hatte Ortrud fest im Griff: Johan Reuter sang keinen geifernden Bösewicht, sondern mit seiner noch etwas weicher konturierten Stimme wurden die menschlichen Schwächen dieser Figur greifbar: seine Hörigkeit gegenüber Ortrud, aber auch sein von vornherein zum Scheitern verurteiltes, trotziges Aufbegehren gegenüber dem Gralsgesandten.

Der Heerrufer, der hier als Aktentaschenträger von König Heinrich fungiert – Kwangchul Youn mit bewährtem, leicht graumeliertem Bass – wurde von Adrian Eröd zu einem beinahe „advokatenhaften“ Rollenporträt geformt, passend zum Rahmen dieser Inszenierung. Sich wuchtig ins Zeug legende Chormannen und sensiblere Chorfrauen, nicht ganz so edel gestimmte brabantische Edle (Oleg Zalytskiy, Martin Müller, Hiro Ijichi, Herrmann Thyringer) und vier Edelknaben (Irena Krsteska, Maria Isabel Segarra, Anna Charim, Viktoria McConnell) rundeten den Abend ab. Das Orchester unter Cornelius Meister spielte „zünftig“ auf. Die Lautstärke ist nicht nur wegen der COVID-bedingten Besucherbegrenzung eine Herausforderung, aber da offensichtlich ganz besonders. Das Dirigat stellte die Höhepunkte gut heraus, der feinste Gralsglanz hatte sich aber noch nicht über die Streicher gelegt.

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Sara Jakubiak, Klaus Florian Vogt. Foto: Michael Pöhn

Im Gesamteindruck bot der Abend eine spannende Repertoireaufführung. Es handelte sich um die erste Wagner-Aufführung der Saison vor zahlendem Publikum: Keine Überraschung also, wenn selbiges beim Schlussbeifall sogar mit rhythmischem Klatschen seine Begeisterung ausdrückte.

Dominik Troger / www.operinwien.at

 

 

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