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WIEN/ Staatsoper: LES CONTES D’HOFFMANN

27.05.2014 | KRITIKEN, Oper

WIEN/Staatsoper: LES CONTES D’HOFFMANN 26. 5. 2014 
(von Helmut Christian Mayer)

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Nadia Krasteva, Stephanie Houtzeel. Foto: Michael Pöhn/ Wiener Staatsoper

 Wieder einmal wird der Beweis erbracht, dass intelligente und ideenreiche Inszenierungen mit einer opulenten und/oder fantasievollen Ausstattung viele Jahre überleben und auch rund zwei Jahrzehnte später noch ihre faszinierende, frische Wirkung erzielen können.

Denn es waren nicht nur die Sänger wie Placido Domingo, Natalie Dessay oder Bryn Terfel, die 1993 die Premiere von „Les Contes d’Hoffmann“ von Jacques Offenbach an der Wiener Staatsoper zu einem Ereignis werden ließ. Regisseur Andrei Serban mit seinem Ausstatter Richard Hudson trugen damals auch wesentlich zum Erfolg dieser Produktion bei. Auch jetzt, bei der Wiederaufnahme, für dessen Auffrischung Serban abermals gewonnen werden konnte, war man ob der Szene wiederum von der Bildmächtigkeit, der Üppigkeit aber auch der Detailverliebtheit überwältigt.

Bei der zweiten Vorstellung dieser Serie ist der jüngere koreanische Tenor Yosep Kang (diesmal planmäßig und nicht als Einspringer für Neil Shicoff) der Titelheld. Begeisternd ist sein junger, unverbrauchter Tenor, bei dem man sich genüsslich und ohne Angst zurücklehnen kann. Beinahe verschwenderisch versprüht er seine Spitzentöne. Beckmesserisch könnte man auf Grund der vielen großen Vorbilder doch noch anmerken, dass er die tenorale Glanzpartie vielleicht etwas raffinierter, sensibler und mit intensiverer Darstellung anlegen könnte.

Großes Interesse ist auch auf Ildar Abdrazakov fokussiert. Seine Bösewichter sind alle sehr präsent und zynisch gestaltet. Mit schwarzem, etwas rauem Bass weiß er kraftvoll zu faszinieren, wenn die Rolle auch ein Mehr an dämonischer Gestaltung vertragen hätte. Stephanie Houtzeel ist als Muse/Niklausse eher blass. Ihr kleinerer Mezzo und ihre szenische Darstellung überzeugen wenig. Daniela Fally ist eine ideale Olympia, bei der die noch zusätzlich verzierten Koloraturen ganz natürlich und sauberst mühelos herausperlen. Sie verzaubert das Publikum auch durch ihr entzückendes puppenhaftes Spiel. Marina Rebeka als Antonia fasziniert mit ihrem feinen, lyrischen Sopran, der aber leider in den Höhen sehr scharf wird. Nadia Krasteva, schon öfters in dieser Partie zu erleben, ist eine sehr eindeutige, Sex anbietende Kurtisane Giulietta, von Eleganz keine Spur. Von den vielen kleineren, Partien ist vor allem Thomas Ebenstein (Franz, Chochenille, Pitichinaccio) besonders hervorzuheben, der mit seiner großen Szene als Frantz die Lacher des Publikums auf seiner Seite hat. Die anderen Stimmen fallen mehrheitlich ab. Der stark beanspruchte, kraftvoll singende Chor (Einstudierung: Thomas Lang), neigt immer wieder zum Schleppen.

Zu zurückhaltend ist das Dirigat von Marko Letonja, von dem man sich beim an sich spielfreudigen Orchester der Wiener Staatsoper mehr animierende Impulse gewünscht hätte, um ein akzentreicheres aber auch sensibleres Musizieren zu erfahren. Erstaunlich ist auch, wie oft Chor und Orchester auseinander sind.

Großer Jubel!

 Helmut Christian Mayer

 

 

 

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