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WIEN/ Staatsoper: LA FILLE DU RÉGIMENT – The Ironing Opera @Tomoko Vlach

08.05.2013 | KRITIKEN, Oper

The Ironing Opera“ © Tomoko Vlach. Wiener Staatsoper, 7.5.2013

 „Do we watch tonight the Ironing Opera?“ fragte mich meine Frau und meinte damit die wunderbare, charmante Inszenierung der “La Fille du Régiment“ von Laurent Pelly, die meiner Meinung nach zu den allerbesten Produktionen des Hauses zählt. Ja, liebe Tomo, es war die Oper, in der die Marie im ersten Akt bügelt – und wohl die wenigsten Besucher nach der schon legendären 9er-Serie mit JD Flórez und Natalie Dessay geglaubt haben, dass man sie wieder in Wien sehen wird. Deshalb gebührt dem Direktor viel Dank, dieses Juwel von Inszenierung wieder ins Haus geholt zu haben (nachdem sie ja auch am ROH und an der Met zu sehen war).

 Trotz aller Vorfreude bliebe natürlich die Furcht, dass eine Produktion, die so sehr auf eine Person zugeschnitten ist wie diese (ein ähnliches Problem gibt es ja auch bei der „Manon“), auch bei anderen Sängerinnen funktionieren wird und wie viele Kompromisse Christian Räth, der für die szenische Einstudierung zuständig war, machen musste. Im Prinzip ist die Personenführung des Tonio absolut vernachlässigbar (das Motto lautet da ja in etwa „schau hübsch aus und singe, das ist genug..), doch ob Aleksandra Kurzak die Anforderungen, die schauspielerisch von ihr gefordert waren, erfüllen konnte, war erst einmal abzuwarten.

 Nun, es wurde ein wirklich vergnüglicher Abend und die junge Polin steigerte sich nach etwas verhaltenem Beginn und wusste besonders im zweiten Akt mit einer sicher geführten Stimme zu überzeugen, die auch die Koloraturen gut bewältigte und – wo notwendig – auch genug Sentiment einfließen ließ. Schon alleine die Tatsache, dass Kurzak nicht wie ein „verpatzter Bub“ aussah, sondern doch sehr weibliche Rundungen hat, hatte auf die Personenführung der Marie erheblichen Einfluss. Natürlich ist es schwer, sie NICHT mit Dessay zu vergleichen, wenn man diese Produktion sehr oft live und auf Video gesehen hat, doch Kurzak erbrachte eine wirklich gute Leistung.

 Viele Sänger sagen, dass die zweite Arie des Tonio viel schwieriger zu bewältigen sei als die erste mit den neuen Hohen Cs. Einen Beweis für diese Behauptung erbrachte dafür John Tessier (Kommentar von T.V. „He needs to practice“), der sich hörbar durch diese Arie kämpfte, allerdings dabei sehr höhensicher war – ebenso wie bei „Mes amis“. Der Vergleich, der einfach anzustellen ist – bei Flórez ist der Aufschwung zu den hohen Noten fließend, Tessier musste sich das ein wenig erarbeiten. Stimmexperten können das sicherlich besser erklären, aber es hatte den Anschein, dass er die hohen Noten mit Kopfstimme sang, während vor dem Übergang er die Bruststimme verwendete. Das hörte sich ein wenig „unrund“ an.

 Von der Premierenbesetzung übrig geblieben ist Carlos Àlvarez, der sicht- und hörbar viel Spaß in der Rolle des Sulpice hat und eine hervorragende Leistung ablieferte.

 Aura Twarowska als Marquise de Berkenfield konnte erst nach der Pause wirklich überzeugen (neben ihren Fähigkeiten als Pianistin), während ihr Diener Hortensius a.k.a. Marcus Pelz von Anfang an die Lacher auf seiner Seite hatte. Es wurden da ein paar neue Gags einstudiert, sodass auch ein Hauch von Tamino zu hören war (Zu Hilfe, zu Hilfe…). Eine wunderbare Rolle für diesen verdienten Sänger!

 Die „Duchesse de Crakentorp“ ist eine Paraderolle für Sängerinnenlegenden. Dieses Mal war es Dame Kiri Te Kanawa, die die Staatsoper beehrte. Sie wurde vom Publikum gebührend mit einem sonst hier unüblichen Auftrittsapplaus bedacht. Sie ist nach wie vor eine aparte Erscheinung und bewies auch, dass sie noch immer bei Stimme ist. Die Frau hat eine tolle Ausstrahlung – eine richtige Lady eben. Sie sprach eine Mischung aus französisch, very british english und deutsch. Schön, sie noch einmal hier in Wien sehen zu dürfen.

 Martin Schebesta hat den Staatsopernchor hervorragend eingestellt und das Staatsopernorchester unter Guillermo Garcia Calvo war sehr motiviert bei der Sache – das kann man nicht oft bei Opern von Donizetti & Co. behaupten. Alleine dafür gebührt dem Kapellmeister ein großes Lob!

Das Publikum zeigte sich sehr angetan und war entsprechend applaudierfreudig. Man sollte diese aktuelle Serie nicht verpassen – und der Rezensent freut sich schon auf das nächste „Ironing“ Ende Oktober/Anfang November 2013!

 Kurt Vlach

 

 

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