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WIEN/ Staatsoper: L’ELISIR D’AMORE

24.09.2014 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper: 23.9.2010„L’ELISIR D’AMORE“

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Adam Plachetka (Dulcamara). Foto: Wiener Staatsoper/Pöhn

 Wenn Juan Diego Florez angesetzt ist, so ist ein volles Haus garantiert. So auch bei dieser Elisir-Serie, bei der auch der Stehplatz bis zum letzten Platz gefüllt war. Immerhin sind ja fast zwei Jahre seit seinen letzten Nemorinos in Wien vergangen und die Stimme hat sich gewandelt. Erinnerte mich früher seine extrem schlanke Stimmführung an ein Florett, so scheint er nun zum Degen gewechselt zu sein. Die Stimme ist breiter und farbiger geworden, ohne ihre Flexibilität einzubüßen und ohne die fulminanten Acuti zu verlieren. Diese präsentiert er auch in einigen Kadenzen, was beim Venti scudi prompt zu einem Zwischenapplaus führt. Beim Una furtiva lagrima lässt er sich wieder zu einem „Bis“ überreden und singt auch diesmal bei der zweiten Strophe eine Variation. (Mittlerweile reagiert auch das Orchester und die Klarinette legt sich im Nachspiel auch noch Triller ein.) Seine Spiellaune wird sicher durch die quirlige Adriana Kučerová noch zusätzlich angestachelt. Adina wurde von Donizetti ja nicht mit einem großen Reißer bedacht, was es auch schwierig macht, in dieser Partie schlecht zu sein. Davon ist die junge Slowakin aber weit entfernt, sondern ein munteres, kapriziöses Mädchen, das weiß, wie es seinen Willen durchsetzt mit einer hübschen, in der Tiefe nicht allzu großen Stimme. Der Quacksalber Dulcamara wird von Adam Plachetka mit viel Stimme und einer herrlichen pantomimischen Unterstützung der Barkarole als das Schlitzohr verkörpert, das weiß, wie man den leichtgläubigen Leuten mit billigen Versprechen das Geld aus der Tasche zieht. Neben diesen drei Komödianten fällt der Belcore des Neuengagements David Pershall ein wenig ab. Die Stimme ist durchschnittlich und sein Spiel wirkt in diesem Umfeld bemüht, aber wenig locker. Die Giannetta von Annika Gerhards empfiehlt sich nicht wie einige ihrer Vorgängerinnen für größere Aufgaben.

Am Pult steht, wie in drei Viertel der Liebestränke der letzten Jahre, Guillermo Garcia Calvo. Vielleicht ein Bisschen zu routiniert, aber er ist den Sängern ein guter Begleiter und auch der Chor blödelt sich gerne immer wieder durch diese Inszenierung, die immerhin schon in der siebenten Direktionsära immer noch ihren Platz auf dem Spielplan hat.

 Wolfgang Habermann

 

 

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