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WIEN/ Staatsoper: L’ELISIR D’AMORE

09.03.2013 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper: „ELISIR D’AMORE“ am 8.3.2013


Ailyn Perez & Stephen Costello

30 Jahre hat diese Produktion mittlerweile schon auf dem Buckel, und von Regie oder Personenführung ist freilich keine Spur mehr. Es ist den Beteiligten selbst überlassen, sich zu entfalten und gegebenenfalls Neues einzubringen – das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Am innovativsten war diesmal die Beleuchtung, die während des zweiten Aktes verrückt spielte und den Prospekt im Hintergrund in allen erdenklichen Farben im Sekundentakt abwechselnd beleuchtete – oder probte man schon heimlich für das Feuerwerk im französischen Don Carlos?

Professioneller ging es auf der Bühne selbst zu. Ailyn Perez erbrachte die überzeugendste Leistung. Ihr Sopran leuchtet schön und warm, sie bewältigt die Rolle mit souveräner Leichtigkeit. Außerdem brachte sie am meisten Spielfreude ein und gab eine lebenslustige, heitere Adina. Ihr Nemorino ist der ihr auch im richtigen Leben angetraute Stephen Costello, der über einen lyrischen, aber sehr schmalen und leider ohne besonderem Timbre ausgestatteten Tenor verfügt. Er spielt den Dorftölpel zurückhaltender als manch anderer Rollengestalter, fügt sich damit aber vernünftig in das gesamte Ensemble ein. Fairerweise sei gesagt, dass es freilich unmöglich ist, nach nur drei Monaten nicht mit dem damals auftretenden, derzeitigen Nemorino assoluto zu vergleichen – und da kann niemand zur Zeit mithalten.

Belcore ist immer ein Problemfall. Nur Klamauk, oder doch etwas ernsthafter anlegen? Mit beidem kann man Schiffbruch erleiden. Markus Werba entschied sich für einen Mittelweg und es ging nichts schief, aber besonderen Eindruck hinterließ er nicht, aber mit seinem schönen, jungen Bariton machte er nichts falsch. Völlig neu war Lorenzo Regazzo als Dulcamara. Groß, mit langen Beinen und Armen, starkem Gesichts- und Augenausdruck, gab er einen verschlagenen, zuweilen vielleicht etwas zu oberflächlich wirkenden Quacksalber. Er begann sehr zurückhaltend seinen Auftritt, und die stimmliche Dominanz seines nicht sehr dunklen, leichten Basses, blieb aus. Mag sein, dass der Sänger krank war – mehrmals, vor allem im ersten Akt, wandte er sich vom Publikum ab und wischte sich mit einem Tuch den Mund ab.

Tadellos in ihrer kleinen Rolle auch Ileana Tonca, die sich eigentlich längst mal für die Titelrolle empfiehlt. Das Staatsopernorchester spielte freudig und spritzig, was ja bei Donizetti bekanntlich keine Selbstverständlichkeit ist, und vielleicht am geübten Dirigat von Yves Abel lag. Der Staatsopernchor sang schön und fehlerfrei, allerdings könnte eine Neueinstudierung vielleicht mal wieder etwas mehr Bewegung unter das Volk bringen.

Das Publikum im nicht ausverkauften Haus war hörbar erfreut und spendete kurzen, aber kräftigen Applaus.

Peter Jelinek

 

 

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