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WIEN/ Staatsoper: LA TRAVIATA

15.05.2013 | KRITIKEN, Oper

Wien/Staatsoper: „LA TRAVIATA“ 14. 5.2013

Der Tenor Vittorio Grigolo weckt die gegensätzlichsten Emotionen, die Beurteilungen seiner stimmlichen Leistungen sind grundverschieden. Nun hatte er sein Debüt an der Staatsoper. Zunächst, er trifft die Töne weitgehend exakt und spielt auch sehr engagiert seine Rolle. Aber mit seiner Technik scheint einiges nicht zu stimmen: an diesem Abend konnte er nur in forte intonieren, kein einziges Mal in piano. Innerhalb  einer größeren Passage kann er wohl seine Stimme zurücknehmen. Wenn es in die Tiefe geht. wird er fast unhörbar, in den Höhen fehlt seiner Stimme Glanz und Schmelz. Einzig in der Mittellage klingt sein Timbre schön. In der Cabaletta „O mio rimorso“ versuchte er den hohen Finalton zu singen, aber das Ergebnis war alles andere als gelungen. Er sollte jedenfalls an seiner Technik arbeiten. Seine zahlreichen Verehrer sollen keineswegs provoziert werden, das ist nicht beabsichtigt, sondern genau hinhören. Im Verlauf der Jahre wurden zahlreiche neue Stars entdeckt, sie hatten einen kometenhaften Aufstieg, sangen an allen großen Häusern und verschwanden in der Versenkung. Ich wünsche ihm dieses Schicksal nicht.

In der Titelrolle hörte man Maija Kovaleska. Sie besitzt eine sehr gute, aber keinesfalls „italienische“ Stimme. In der Darstellung ist sie intensiv. Im „Follie“ zum Schluss des ersten Aktes versuchte sie den hohen Abschlusston erst gar nicht. Verdi komponierte ihn nicht, aber man wartet doch darauf. Aber vom großen Duett „Pura siccome un angelo“ mit Germont padre an, blühte sie so richtig auf. Da hatte sie Empfindung, Leiden und Opfer und selbstlose Liebe gleichsam in der Stimme. Dieses „Erblühen“ hielt bis zum tragischen Finale und man wurde richtig ergriffen.

Thomas Hampson kehrte nach längerer Abwesenheit an die Staatsoper zurück. Er ist zweifellos einer der klügsten und umfassend gebildeten Sänger. Er ist eifrig im Forschen nach den Quellen und den Absichten der Komponisten. Er hat nun die Erfahrung und Reife , um den Vater Germont zu singen. Er legt in eher hart an in seinen Forderungen an Violetta. Manche meinten, einige der handlungswichtigen Sätze seinen eher gesprochen als gesungen, es passte aber sehr zur Geschichte. Er ist ein Beispiel, wie ein Sänger mit den Jahren reifen kann. Seine Arie „Die Provenca“ und die Cabaletta „No, non udrai“ brachten ihm viel Beifall.

Der Dirigent Marco Armiliato kehrte ans Haus zurück. Er ist ein verlässlicher Garant für einen schönen Abend. Er hat eine ausgezeichnete Fähigkeit, das jeweilige Werk zu interpretieren, das beste Verhältnis zum Orchester und führt die Sänger sicher. Er ist gleichsam ein Garant für ein hohes Niveau des Repertoires.

Zum Schluss gab es starken Applaus und viele Bravos, dennoch nur einen Solo-Durchgang. Das Haus und die auch die Stehplätze waren voll. Es herrschte so etwas wie eine „Abo-Stimmung“ an diesem Abend.

Martin Robert BOTZ

 

 

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